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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08
Veröffentlichungsjahr:
1987-08-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_1987_08

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Autor:
Bracharz, Kurt
Titel:
Ich bin noch immer Dalinist
Beteiligte Personen:
Bracharz, Kurt

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08
  • Titelseite
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Interview mit Landesrat Dr. Guntram Lins
  • Ich bin noch immer Dalinist
  • Cicerone der Conditio Humana oder: Das Belichten der Lage
  • Magazin
  • Mundtot
  • Der literarische Beitrag: Wolfgang Hermann - Die Minimale Welt
  • Blintimus Blinsky mit den Schwarzen bei den Schwarzen
  • Konservative Kunst: 14 Tage lang präsentieren 14 Künstler
  • Die vorletzte Seite

Volltext

8 
KULTUR 
Ich hin iioch 
Da war zunächst mal wieder eine 
Documenta in KASSEL. Die "größte 
Kunst schau der Welt", wie es 
heißt, und nur alle sechs Jahre, 
da kann man nicht gut Vorbeigehen. 
Sie wurde so allgemein als enttäu 
schend empfunden, daß meine Unlust 
auch keine Rolle mehr spielt. Zu 
sehen gab's beispielsweise wieder 
den unvermeidlichen Nam June Paik, 
der eine Videowand aufgetiirmt hat 
te, auf der eine Hommage an Beuys 
lief. Vor vielen Jahren hatte mich 
ein lapidarer Satz des Koreaners 
schellen verpaßte, die er sich mit 
seiner Künstlerauswahl redlich 
verdient hatte. Dies letzte schien 
mir das Vernünftigste an der gan 
zen Documenta. Die Minus Delta-T 
fanden auch den richtigen Ton bei 
ihren Kunsturteilen, zitiert sei 
als Beispiel das über Stefan Hu 
ber, der die Holzskulptur "Arbei 
ten im Reichtum" gebastelt hatte: 
"Anziehende und reizvolle Arbeit. 
Der ewige Student kann sich er 
lauben zu spielen. Ein Freund der 
Kunstvereine. Man kann ihn nicht 
verantwortlich machen. Technik: A9 
- ausgezeichnet. Solider deutscher 
Handwerker. Zuchtbulle der Kunst 
akademie." Bravo! Wenn Peter Gor- 
sen so schreiben könnte, würde ich 
auch ihn lesen. 
In HAMBUR3 gastierte "Luna Luna"; 
Kunst als Jahrmarkt, die gegenwär 
tige Erfolgsformel beim bürgerli 
chen Publikum (siehe Bregenzer 
Festspiele): die Karussels drehen 
sich wie immer, obwohl sie von 
Keith Haring bemalt sind statt von 
den anonymen Malern üblicher Rum 
melplätze; Hauptattraktion sind 
die Kunstfurzer im Deix-Pavillon, 
musikalisch können sie weißgott 
nicht überzeugen (man erkennt kaum 
den Radetzkymarsch, von Beethoven 
ganz zu schweigen, und lautstärke- 
und modulationsmäßig könnte ein 
Amateur wie ich an einem guten 
Morgen durchaus mithalten), aber 
die Show ist lustig. Auch Topor 
hat hier den richtigen Ort gefun 
den, er zeigt dreidimensionale 
Ausführungen einiger Szenen, die 
Es ist schon einige Silvester her, 
daß ich den guten Vorsatz faßte, 
mir nie wieder professionelle 
Kunstvermittler anzuhören, keine 
Kunstbücher mehr zu lesen, keine 
Vemissagen zu besuchen und mich 
überhaupt der zeitgenössischen 
Bildenden so fern wie möglich zu 
halten, weil die Zeichenlehrer der 
Kunst mindestens ebenso zugesetzt 
haben wie die VolksSchullehrer der 
(deutschen) Literatur.Das Pflaster 
zur Hölle ist aber holperig, und 
im verregneten Sommer 1987 war es 
weder besonderes Pech noch ein ge 
konntes (1) Kunststück, darauf 
auszugleiten. 
beeindruckt, der "Zen is boring, 
too" lautete, aber jetzt kann man 
bloß noch sagen: Paik is boring, 
too". Was ist mir überhaupt im 
Gedächtnis geblieben? Ein paar me 
lancholische Autotorsi von Baquie 
(nicht zu verwechseln mit Bas- 
quiat), die mehr sinnlichen Wert 
und Atmosphäre hatten als ein neb 
liger Novemberabend auf einem 
Schrottplatz; drei oder vier of 
fenbar nicht recht funktionieren 
de Klangplastiken, die sich in die 
letzte Klangnaschinenausstellung 
des "Spielbodens" gut eingefügt 
hätten; die Koje einer New Yorker 
Gruppe, die das Thema "Konsum und 
Beiläufige Bemerkungen über einen Kunstsoomer 
Wenn ich also meine Eindrücke von 
einer Anzahl Ausstellungen der 
letzten zwei Monate hier aufliste, 
dann zugegebenermaßen zu meiner 
eigenen Orientierung, denn die 
Kunstfreaks wird das höchstens 
ärgern, und die Desinteressierten 
werden's nicht lesen (und haben 
recht damit). 
Meine Kompetenz? Ich sage es mit 
den leicht abgeänderten Worten 
eines Liedchens von Brecht (Musik: 
Weill): "Weiß ich derm, was Kunst 
ist? / Weiß ich, wer das weiß? / 
Nein, ich weiß nicht, was Kunst 
ist, / ich kenn nur ihren Preis." 
Kunst" auf witzige und nichtsde 
stoweniger didaktische Art abhan 
delte; Terry Aliens "China Night" 
trotz der starken Anlehnung an 
Kienholz; die große Installation 
von Beuys; die Zeitungsmeldungen 
darüber, daß die "Kunstpolizei" (= 
Minus Delta-T) dam unglücklichen 
Ausstellungsmacher Schneckenburger 
ausgerechnet beim Besuch des deut 
schen Bundespräsidenten die Hand
	        

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