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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08
Veröffentlichungsjahr:
1987-08-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_1987_08

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Autor:
Springenschmid, Ingo
Titel:
Mundtot
Beteiligte Personen:
Springenschmid, Ingo

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1987-08
  • Titelseite
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Interview mit Landesrat Dr. Guntram Lins
  • Ich bin noch immer Dalinist
  • Cicerone der Conditio Humana oder: Das Belichten der Lage
  • Magazin
  • Mundtot
  • Der literarische Beitrag: Wolfgang Hermann - Die Minimale Welt
  • Blintimus Blinsky mit den Schwarzen bei den Schwarzen
  • Konservative Kunst: 14 Tage lang präsentieren 14 Künstler
  • Die vorletzte Seite

Volltext

16 
KULTUR 
"Fabrikskunst" - Studenten der 
Akademie der Angewandten Kunst, 
Wien. Ausstellung in der Spinnerei 
der Firma Getzner, Nenzing. 
Eine Kunst ohne viel Aufhebens - 
die jüngsten Statements der Male 
rei der letzten 80-iger Jahre 
scheinen kaum noch etwas für sich 
zu reklamieren. So wie sie sich 
hier in ihrer jüngsten Version 
präsentiert, scheint ihr teils an 
den großen, restaurativen Huldi 
gungen des 19. Jahrhunderts (an 
Courbet, Cezanne), als auch an de 
ren visionären Ausgaben im frühen 
20. Jahrhundert, der Huldigung der 
Maschine im Futurismus (Komposi 
tionen greift Sonja L I X L in 
ihrer Huldigung an die Ägypter 
darauf zurück), oder an der der 
Geometrie und Ikonographie der 
russischen Avantgarde (Martin 
BECK), gelegen zu sein. Im 
Hohlraum der Maschine 19. Jahrhun 
dert, hier im Fabriksgebäude der 
Spinnerei, wird eine Kunst ohne 
Programm propagiert, eine Art von 
Hommage an einen Raum für Bilder. 
Der erste Eindruck - weit weniger 
als Held der Arbeit fühlt man sich 
einen Augenblick lang als wandeln 
des Denkmal (insofern als es sich 
um Kunst handelt) - ist der, sich 
in einem völlig entstellten, weil 
funktionslosen Raum zu befinden. 
Die Malerei hier trägt einen so 
defensiven Charakter, im Gegensatz 
zur großen Offensive der ersten 
Jahre dieses Jahrzehnts, daß auch 
der zweite Eindruck nichts daran 
ändert; erst im dritten Anlauf 
wird man sich mit den geringfügi 
gen Eingriffen befassen. So als ob 
hier eine Antwort auf die "Raum 
Kunst" der Konzeptkünstler der 70- 
er Jahre versucht würde und nur 
der sprachlichen Logik: "Fabriks 
raum - Kunst-Raum" und nicht: 
"Raum Kunst - Raum-Fabrik", zu 
folgen bräuchte. 
Schiene nicht die Zeitlupe als ge 
eignetes Instrument, um der Aus 
stellung gerecht zu werden auf die 
Gefahr hin, daß dem Rezensenten 
bei der Vorführung zwei Namen aus- 
fallen? Sonja Lixl,Gert M E N I A, 
deren Arbeiten zu mißverständlich 
scheinen, als daß das Artikulieren 
dieses Mißverständnisses nicht ei 
ne weitere Verstrickung, die eixv- 
fach unfair wäre, bedeuten würde. 
Lixls Bilder werben ohnedies für 
sie und ihren großen Kompositionen 
sind rein "akademische" Fehler un 
terlaufen. Gert Menias Reihen be 
inhalten nichts von der Spannung, 
mit der jedes Duplikat die ihm zu 
gestandene Welt aufsaugt. Wenn der 
"Ausschnitt" nicht die Schärfe des 
"Ausschneidens" beinhaltet, son 
dern als Ausschnitt gemalt wird, 
wirkt er lediglich als romanti 
sches Relikt. 
Eine überaus sensible Arbeit legt 
Eva GASSER aus. Die Analo 
gie "Weg" und "Brief" in "Zwei 
Wege sind im Wege" gehört zu den 
mitteilungsbereitesten und gleich 
zeitig verschlossensten (das Ku 
vert als Geheimnisträger) Beispie 
len der konkreten Poesie und 
stellt einen Entwurf über das Ein 
studieren einer Richtung (Bewe 
gung) dar. Einzahl und Mehrzahl 
als Formel bezeichnen Ruhe und 
Bewegung, Station und Weg. - Ent 
nimmt man der Akustik den Code 
"Schweigen", so wird man, für je 
dermann hörbar, "schweigen" aus 
sprechen. Ähnlich wäre es, würde 
man ein Verfahren entwickeln, das 
in der Lage ist, Farben akustisch 
zu übertragen. Wären derlei Uto 
pien Vehikel, einen Dialog mit den 
Bildern Martin BECKs aufzu 
nehmen, liefe man Gefahr, seine 
Bilder zu erraten. Weiß Martin 
Beck keine Antwort, oder gibt er 
keine? Keines seiner Zeichen ist 
Geheimnisträger, Stern, Balken, 
Ring, Kreis, Punkt, sind keines 
wegs Symbole, sie kleben förmlich 
an den Buchstaben, und den asso 
ziativen Bereich anzuschneiden,ist 
nicht Sache des Autors. - Auch Ni 
kolaus MOSER gibt keine Ant 
wort, er spricht über Eva Gasser. 
Wie Lichtreflexe an der Wasser 
oberfläche, beziehungsweise wie 
den Fluß hinuntertreibendes Laub, 
nehmen sich die kleinen Blätter, 
die Nikolaus Moser "im Zeichen des 
Fisches" an die Wand heftet, aus. 
In dieser Übersetzung - er, der 
sonst gewohnt ist, an großen For 
maten zu arbeiten - erscheint die 
Konteraktion, die er gegenüber den 
großen Ausmaßen des Saales setzt, 
thematisiert, Dinge des Augen 
blicks, Strandgut. - Harald 
G F A D E R ist hier der einzige, 
der selbst Zeichen setzt, sich al 
so im Gegensatz zu den anderen auf 
keine Ikonographie verlassen kann, 
also eine Art Eigendynamik, die 
nicht an das Bild delegiert ist, 
entfaltet. Er stellt hier Seiten 
aus einer Fabel zusammen. Zu sei 
ner Legende "Mensch - Jagd - 
Tier", die als Auftrag für ein hu 
manes Bild empfunden wird, stellt 
er fest, "daß nicht die Anordnung 
des Gegenstandes wichtig ist, son 
dern deren Zusammenhang". Der Ver 
such, eine ungebundene Malerei der 
gebundenen Form ihres Konzeptes zu 
unterstellen, erzeugt Spannung. - 
Eine interessante Hallermeister 
schaft, die entscheidend von pri 
vaten Geldern gesponsert wurde. 
Ingo Springenschmid
	        

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