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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01
Veröffentlichungsjahr:
1986-01-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_1986_01

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Titel:
Der literarische Beitrag

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01
  • Titelseite
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Gorrfried Berchtold: Lichtsteine
  • Interview mit Dietmar Schönherr
  • Little John und die Westkräfte
  • Kolumne: Das politische Buch
  • Satire: Blintimus Blinsky
  • Magazin
  • Ein Glück kommt selten allein
  • Filmschnipsel
  • über Kurt Bracharz
  • Der literarische Beitrag
  • Monatsprogramm
  • Ausstellungen
  • PROGRAMME
  • Die vorletzte Seite

Volltext

DER LITERARISCHE BEITRAG 
KURT BRACHARZ 
DIE PRÜFUNG DES HAFERBREIS 
1 
(November 1985) 
Einer der Gründe, warum ich lie 
ber in einem Londoner Pub einen 
schlechten englischen Kaffee 
trinke als in der Bregenzer Fuß- 
gängerzone einen akzeptablen, 
liegt darin, daß es in London 
geschehen könnte, daß ich von 
dem braunen Zeug aufsehe und 
bemerke, daß soeben William Se- 
ward Burroughs das Lokal betre 
ten hat, flankiert von Laurie 
Anderson und Patti Smith, und 
ich hingehen und ihnen sagen 
könnte, sie sollten mir nun doch 
endlich ihre privaten Telefon 
nummern geben, damit die Kommu 
nikation nicht allzu mühsam 
bleibt. 
Und wem ich in Bregenz von ei 
nem fast-italienischen Espresso 
aufblicke, wen körnte ich da se 
hen, dessen oder deren plötz 
licher Anblick ein freudiges 
Gefühl auslöste? 
Ja eben, ich weiß es auch nicht. 
So dachte ich bis gestern. Ge 
stern erschien nämlich Mister 
Genesis P. Orridge samt Crew in 
einem Bregenzer Cafe. Für die 
dort Anwesenden war es nicht wie 
Weihnachten - ein paar alten Da 
men soll es die Augenbrauen ge 
hoben haben, während das Kucherr 
gäbelchen auf dem Weg zun Mund 
in der Luft stehen blieb (für 
Insider: eine Anspielung auf 
"Naked Lunch"). Zun Glück war 
gerade ein städtischer Kultur- 
beflissener da, bei dem man sich 
vergewissern konnte, ob die 
merkwürdigen Leute vielleicht 
Künstler seien. Gottlob, er 
konnte bestätigen, sie seien 
Künstler. Alles gerettet! Eine 
der alten Damen soll positiv 
vermerkt haben, daß sie doch 
immerhin sauber aussähen. 
Was mag sich P. Orridge gedacht 
haben, als er im Zentrun der 
"zentralen Provinz" (Oscar Sand- 
ner) erkannt ujrde? Dem Maitre 
Leherb sollen ja vor Jahren die 
Mäuse von der Schulter gefallen 
sein, als er in Bregenz von ei 
nem Hohenemser Freak mit "Ser- 
vas, Leherbauer!" begrüßt wurde. 
Ich weiß, daß sich ein Teil 
meiner Leser schon längst fragt, 
wer zum Teufel dem dieser Gene 
sis P. Orridge ist. Nun, in den 
Plattenläden (in denen der 
Schweiz natürlich) gibt es eine 
Menge LPs, auf denen "Throbbing 
Gristle" oder "Psychic TV" 
steht; da wird man in den Cre- 
dits P. Orridge als Bandleader 
finden. Das Label "Industrial 
Records" gehört ihm. (Das Logo 
von IR scheint eine Fabrik zu 
zeigen, tatsächlich ist es ein 
Kremationsofen von Auschwitz.) 
Aber mein Interesse an dem Mam, 
der sich P. Orridge nemt, kommt 
aus seiner Beziehung zu W. S. 
Burroughs. Und jetzt miß ich an 
jenen Teil meiner Leser denken, 
dem auch dieser Name nichts 
sagt: Burroughs ist ein ameri 
kanischer Schriftsteller, trotz 
seiner mittlerweile 70 Jahre die 
Nr. 1 im Underground seit Jahr 
und Tag. Während Bukowski zur 
"Literatur" gezählt wird, hat 
Burroughs das nie geschafft. Da 
für gehört sein Hauptwerk "Naked 
Lunch" zu den Jahrhundertbüchem 
und hat großen (wem auch teil 
weise verderblichen) Einfluß auf 
eine Menge zweitklassiger 
Schriftsteller ausgeübt, unter 
anderem auf die sogenannte New 
Wave in der Science Fiction. 
Zurück zu P. Orridge. Er hat bei 
IR eine Platte mit Burroughs' 
Tonbandexperimenten herausge 
bracht, auf die er auch "Dis- 
appointment guaranteed" hätte 
schreiben können, den Slogan 
seiner ersten Gruppe COUM. 
Das machte ihn für mich inter 
essant, deshalb wollte ich ihn 
interviewen. Woher kennen Sie 
Burroughs, wie stehen Sie zu 
seinem Werk, welche Ideen haben 
Sie übernommen, wie funktio 
nieren die, Mister Orridge?
	        

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