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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01
Veröffentlichungsjahr:
1986-01-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_1986_01

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Titel:
Kolumne: Das politische Buch

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01
  • Titelseite
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Gorrfried Berchtold: Lichtsteine
  • Interview mit Dietmar Schönherr
  • Little John und die Westkräfte
  • Kolumne: Das politische Buch
  • Satire: Blintimus Blinsky
  • Magazin
  • Ein Glück kommt selten allein
  • Filmschnipsel
  • über Kurt Bracharz
  • Der literarische Beitrag
  • Monatsprogramm
  • Ausstellungen
  • PROGRAMME
  • Die vorletzte Seite

Volltext

Schlösser und Türen, Knoten und 
sogar Ställe, um die Kindes 
mutter zu veranlassen, ihren In 
halt freizugeben.) 
Die kundigen Stadthebarrmen tru 
gen einen Eisenhaken bei sich, 
um tote Kinder herauszuziehen. 
Dieses Instrument fand aber auch 
Verwendung, wenn die Geburt we 
der auf natürliche Weise noch 
durch Zange (ab Mitte 18. Jahr 
hundert) möglich war, un das 
Kind zu töten. Diese extreme 
Operation (vor jeglichem Wissen 
über Antisepsis und bei geringem 
über Anatomie) hatte meist auch 
den Tod der Mutter zur Folge. 
Lberhaupt waren Entbindungen im 
17. und 18. Jahrhundert eine der 
wichtigsten Todesursachen für 
Frauen, statistisch meist an 2. 
Stelle nach der Tuberkulose. 
Die Niederkunft konnte erst ein 
"freudiges Ereignis" werden, als 
sie keine tödliche Bedrohung und 
kein physisches Martyrium mehr 
war: als der weibliche Körper 
auf Grund ausreichender Ernäh 
rung und erträglicher Verhält 
nisse sich normal entwickeln 
konnte und die Geburtshelfer 
brauchbares Wissen besaßen. 
In Oxford und Cambridge galt Ge 
burtshilfe bis 1840 als "eines 
Gentlemans unwürdig". Der Histo 
riker Werfer führt die spätere 
Entwicklung der Gynäkologie auf 
einen einzigen Vorfall zurück, 
nämlich darauf, daß am Hofe Lud 
wigs XIV. ungewöhnlicherweise 
ein Arzt zur Entbindung der La 
Valliere gerufen wurde, was 
schnell zur Mode am Hof, im Adel 
und dann in der Großbourgeoisie 
wjrde. Damit war aus der bis da 
hin finanziell uninteressanten 
Geburt ein Geschäft geworden, 
das die Doktoren anzog. 
Shorters Buch - dessen Inhalt 
ich hier nur ganz grob zusammerr 
fassen konnte - wird überall arr 
ecken, weil es einen Vorgang, 
der in allen Lagern mit Mythen - 
zwar nach Ideologien verschie 
denen, aber eben doch: Mythen - 
umrankt ist, in ein Licht 
stellt, in dem bisher unbemerkte 
Zusammenhänge sichtbar werden. 
Das ist das Ziel jeder guten 
wissenschaftlichen Arbeit. Dazu 
ist dieses Buch flüssig zu le 
sen. 
Edward Shorter: DER WEIBLICHE 
KÖRPER ALS SCHICKSAL. Zur So 
zialgeschichte der Frau. Piper 
Verlag, München 1984. S 265,20 
Edward Shorter: DIE GEBURT DER 
MODERNEN FAMILIE, rororo 7681, 
Reinbek 1983. S 99,80 
In der zweiten Hälfte des neun 
zehnten und der ersten des zwan 
zigsten Jahrhunderts finden die 
Fortschritte statt, die bis 1930 
die Einstellung der Frauen zur 
Geburt endgültig verändern: vor 
der Entdeckung der Antisepsis 
waren die Spitäler ein schlech 
ter Ort zun Gebären, danach - 
für lange Zeit - ein besserer 
als zuhause; ab 1847 wurden 
schmerzstillende Mittel wie 
Äther und Chloroform verwendet, 
eine Technik, auf die sich die 
Frauen damals förmlich stürzten 
(während sie heute wieder zumin 
dest in manchen Kreisen als "un 
natürlich" eingeschätzt wird); 
die Abtreibungsrevolution begann 
mit Charles Goodyears Entdeckung 
der Kautschukvulkanisation 1839, 
in deren Folge die Abtreiber 
nicht mehr aufs Geratewohl mit 
einem spitzen Gegenstand in der 
Frau herunstochem mußten, son 
dern einen stumpfen Katheder zur 
Verfügung hatten; ab den 80er 
Jahren des 19. Jahrhunderts war 
der zuvor faktisch ein Todesur 
teil bedeutende Kaiserschnitt 
durch die Arbeiten deutscher 
Ärzte zu einer 
wenigstens "emstzunehmenden 
Möglichkeit" geworden, und 
als er zu Beginn des 20. 
Jahrhunderts zur Routine 
wjrde, bedeutete er das 
Ende des Schreckens 
Geburt.
	        

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