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Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01

Bibliografische Daten

fullscreen: Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Kultur
Untertitel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Verein KULTUR - Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01
Veröffentlichungsjahr:
1986-01-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz310869048_1986_01

Artikel

Strukturtyp:
Artikel
Autor:
Taraba, Sylvia
Titel:
Little John und die Westkräfte
Beteiligte Personen:
Taraba, Sylvia

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Kultur
  • Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft 1986-01
  • Titelseite
  • Vorwort
  • Inhaltsverzeichnis
  • Gorrfried Berchtold: Lichtsteine
  • Interview mit Dietmar Schönherr
  • Little John und die Westkräfte
  • Kolumne: Das politische Buch
  • Satire: Blintimus Blinsky
  • Magazin
  • Ein Glück kommt selten allein
  • Filmschnipsel
  • über Kurt Bracharz
  • Der literarische Beitrag
  • Monatsprogramm
  • Ausstellungen
  • PROGRAMME
  • Die vorletzte Seite

Volltext

Der Kojote ist Repräsentant des 
"anderen" Amerika - die zerstör 
te und verdrängte Kultur der In 
dianer (deren hochverehrte Gott 
heit er war), aber auch der Gat 
tung Tier schlechthin. Für die 
Indianer verkörperte der Kojote 
"...die Kraft der Wandlung, und 
wie der Hase und der Hirsch in 
eurasisehen Mythen konnte er 
seinen Zustand vom körperlichen 
in den geistigen verwandeln und 
umgekehrt. Dam kam der weiße 
Marn und mit ihm die Veränderung 
des Status Kojoten. Seine bewun 
derte, himmlische, subversive 
Kraft wurde degradiert zu dem 
was Jung in seiem Vorwort zu den 
Legenden der Pueblo-Indianer den 
"Archtyp des Tricksters" nennt. 
Seine Erfindugskraft und Anpas 
sungsfähigkeit wurde jetzt als 
niedrige und gemeine Verschla 
genheit gebrandnarkt: aus ihm 
vfjrde der "mean coyote" und weil 
er jetzt als antisoziale Plage 
eingeordnet war, konnte die wei 
ße Gesellschaft legalisierte Ra 
che an ihm nehmen und ihn wie 
einen "Dillinger" jagen (...) 
Amerika ist reich an Minoritä 
ten, aber die Indianer als die 
Alteinwohner sind ein besonderer 
Fall in der Geschichte der Ver 
folgungen, in der der Kojoten 
komplex sich als eine unbewäl- 
tigte Vergangenheit gegen die 
Indianer fortsetzt. Deswegen 
isolierte sich Beuys von dem 
Rest von Amerika, er wollte 
nichts anderes sehen von Amerika 
als den Kojoten." (C.Tisdall) 
Bei seinem vorangegangenen Ame 
rikabesuch betonte Beuys (in: 
"The Energy Plan for the Western 
Man") das Plastische der Sprache 
und benutzte während seiner Ak 
tionen seine Stimme so, d^i 
deutlich wurde, daß die Gedan- 
kenbildjng ein plastischer Vor 
gang ist. Wem er dort die Mög 
lichkeit der Wandlung der Spra 
che als revolutionäres Potential 
des Menschen bewußt machte, so 
wurde hier bewjßt geschwiegen. 
Bei der gesamten Aktion gab es 
nur zwei Laute: den eines Tri 
angels und das jeweils 20 Sekun 
den andauernde Röhren einer Tur 
bine über Tonbandgerät. 
Beuys mag davon ausgegagen sein, 
daß das Tier andere Kommunika 
tionsformen hat als der Mensch. 
Aber seit uns vergleichende 
Sprachforschung und strukturale 
Studien bewußt machen, daß die 
Sprachen so verschiedene Voraus 
setzungen wie Strukturschemata 
haben, welche die unterschied 
lichsten Bereiche der Realität 
erfassen können, ohne daß man 
einzelne davon als "Inbegriff 
der Sprache" bezeichnen körnte, 
tun wir gut daran, uns überall 
umzuhören. B.L. Whorf ("Sprache- 
Denken-Wirklichkeit") beschrieb 
bei den Hopi-Indianem die Be 
tonung des Faktors der Intensi 
tät von Gedanken, mit denen sie 
nicht nur ihre eigenen Aktionen, 
sondern auch die ganze Natur be 
einflussen. Er beschrieb ihren 
charaktertistisehen Zug, großen 
Wert auf Vorbereitungen zu le 
gen, " ...dieses Verhalten bein 
haltet das Ankündigen, äußeres 
Vorbereiten, inneres Vorberei 
ten, verdeckte Teilnahme und Be 
harrung, ferner mimetische und 
andere Vorbereitugen dazu, für 
die man unter Umständen okkulte 
Instrumente wie Gebetsstöcke, 
Gebetsfedem und Gebetsmehl 
braucht." 
Die Intensität der so erzeugten 
Energie wird zur Wirk-lichkeit. 
Aus einer ähnlichen Überzeugung 
heraus, jedoch vor seinem west- 
chen Hintergrund, wirkte Beuys. 
Die Verwendung bestimmter Requi 
siten und Materialien mit ihrem 
Symbolgehalt habe so manch einen 
"be-fremdet". Das trug ihm die 
griffige Bezeichnung eines Scha- 
nen oder sogar Scharlatans ein, 
nicht zuletzt unter KCnstlerkol- 
legen, die sich ihrer abendlän 
dischen "Maler- und Bildhauer 
pranke" und der elitären Sen- 
dungsmission unserer Kultur ger 
ne so gewiß sind. Beuys sah sich 
selbst lieber als Shouman (einer 
der etwas zeigt, der Kunde von 
etwas gibt; er war der Auffas 
sung, daß "Kunst von Kunde 
kommt"). Wem mit dem Kojoten
	        

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