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Montfort : Zeitschrift f. Geschichte u. Gegenwart Vorarlbergs 1989-02

Bibliografische Daten

fullscreen: Montfort : Zeitschrift f. Geschichte u. Gegenwart Vorarlbergs 1989-02

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Montfort
Untertitel:
Zeitschrift für Geschichte, Heimat- und Volkskunde Vorarlbergs
Publikationsort:
Dornbirn
Verlag:
Vorarlberger Verl.-Anst.
Größe der Vorlage:
Online-Ressource

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz278241670
Strukturtyp:
Ausgabe
Sammlung:
Bodensee Bibliotheken
Titel:
Montfort : Zeitschrift f. Geschichte u. Gegenwart Vorarlbergs 1989-02
Veröffentlichungsjahr:
1989-02-01

Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=bsz278241670_1989_02_mont_05_10_02

Abschnitt

Strukturtyp:
Abschnitt
Titel:
Schrifttum

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Montfort
  • Montfort : Zeitschrift f. Geschichte u. Gegenwart Vorarlbergs 1989-02
  • Titelseite
  • Inhaltsverzeichnis
  • Mag. Dr. Reinhold Bernhard zum Gedenken
  • Ökologie und Heimatbücher
  • Die spätmittelalterlichen Fresken am ehemaligen Bregenzer Gesellenspital
  • Das „Marienlied" in Vorarlberg
  • Der Mailänder oder Lindauer Bote
  • Ob blaue Strümpfe einer berühmten Vorarlbergerin zustehen
  • Der Musiker Elias Klein aus Jöhlingen
  • Geburtlichkeit und Sterblichkeit in Vorarlberg 1750-1850
  • Der „Kampf um Bregenz": Ein „episches Finale"?
  • Schrifttum

Volltext

Lindauer-, wie auch von der Vorarlberger Presse, begie 
rig aufgegriffen, um endlich einmal wieder dem Antise 
mitismus freien Lauf zu lassen. Natürlich ist die Verhaf 
tung und die Verurteilung der Schmuggler kein Ruh 
mesblatt in der Geschichte der Juden in Hohenems. 
Aber was man aus dem Prozeßberichte so ganz nebenbei 
erfährt, wirft einiges Licht auf ein reichhaltiges geistiges 
Leben in der damaligen jüdischen Gemeinde: da exi 
stiert etwa eine Talmudschule in Hohenems (eine 
solche hat es in den Zeiten der größten Blüte der 
Hohenemser Judengemeinde nie gegeben), da werden 
mehrere Rabbiner genannt wie Ignaz Roth, Armin 
Schwartz und Chaskiel Grünfeld, der Vorbeter Alexan 
der Silbermann, der religiöse Fleischbeschauer Emst 
Herbst, der Rabbinatsschüler Mattes Schmerler sowie 
einige andere Studenten. Zu keiner Zeit gab es in 
Hohenems eine solche Massierung geistiger Potenz. 
Und dennoch: das einzige, was in der historischen 
Überlieferung bis auf den heutigen Tag geblieben ist, ist 
jene Schmuggelaffäre, niemand hat aber je zur Kenntnis 
genommen, daß hier ein Zentrum jüdischer Geistigkeit 
zumindest doch wohl über einige Jahre existiert hat, 
dessen Geschichte um vieles interessanter wäre und 
auch zum Ruhm von Hohenems sehr viel mehr beitra 
gen würde als jene unwichtige Schmuggleraffäre. 
Die meisten Darstellungen der Geschichte der Juden 
sind vom jüdisch-christlichen Gegensatz beherrscht, 
der in den Quellen im Vordergrund steht. Vom inneren 
Leben der jüdischen Gemeinde ist dagegen nur selten 
die Rede. So ist es auch in dem Buch der Schweizer, das 
schon im Titel das Leiden hervorhebt. Erste Juden 
begegnen uns in Lindau im 13. Jahrhundert. 1348 kam 
es zu dem ersten Massenmord an Juden in Lindau, so 
wie wenig später auch in Feldkirch, St. Gallen, Kon 
stanz usw. 1358 lassen sich wieder Juden in Lindau 
nachweisen. 
1429 kommt es im Zusammenhang mit einem angeb 
lichen Ritualmord erneut zu einer Judenverfolgung im 
ganzen Bodenseegebiet. Abermals wurden Juden am 
„Judenanger" in Lindau verbrannt. In der Folge war in 
Lindau für Juden kein Platz mehr. 1559 erhielten die 
Lindauer von Kaiser Ferdinand I. sogar ein Privileg, das 
jeden Handel mit Juden verbot. 1605 bekräftigte der Rat 
den Beschluß, daß für ewige Zeiten kein Jude sich in 
Lindau niederlassen dürfe. Nur vereinzelt wurden sie in 
die Stadt gelassen, um Handel zu treiben. Erst unter der 
bayerischen Herrschaft setzte sich langsam der Gedan 
ke der Emanzipation durch. 1812 wurde in Lindau ein 
Schutzjude offiziell zugelassen. Der 1776 geborene Lot 
tokollekteur Jakob Alexandersohn konnte sich um diese 
Zeit in Lindau niederlassen; er gehörte zur Hohenemser 
Judengemeinde. Im 19. und 20. Jahrhundert lag die 
jüdische Bevölkerung Lindaus zwischen 0,1 und 0,4 % ; 
sie ist also nie besonders groß gewesen. Gleichwohl traf 
in Lindau der nationalsozialistische Terror die Juden in 
voller Härte. Im Zuge der „Reichskristallnacht" kam es 
1938 zu Hausdurchsuchungen bei den letzten sechs 
jüdischen Familien, die noch geblieben waren. Zwei 
Juden wurden verhaftet. Und die Lindauer Nationalzei 
tung vom 11. November 1938 meinte, „daß nach der 
neuerlichen Entlarvung des jüdischen Üntermenschen- 
tums eigentlich jede Rücksichtnahme fehl am Platz und 
es ein großes Glück wäre, wenn Lindau und das ganze 
deutsche Volk von allen Juden und j üdischen Bastarden 
befreit wären". Die Vernichtung hatte begonnen. Wie 
lebendig trotz aller Greuel der Antisemitismus nach 
1945 blieb, zeigten nicht nur das Beispiel der schon 
erwähnten Schmuggleraffäre, sondern viele andere Vor 
fälle mehr. 
Das Buch Schweizers ist ein erster Ansatz, die lange 
verdrängte Geschichte des Unrechts aufzuarbeiten. 
Aber vieles bleibt noch zu tun übrig, sowohl im Bereich 
der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte 
als auch im Hinblick auf die jüngste Vergangenheit. Es 
gilt auch noch weitere Quellen des Stadtarchivs zu 
erschließen. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis ist 
dem Leser eine Hilfe, das Gelesene zu ergänzen und zu 
vertiefen. Es wäre vielleicht nützlich gewesen, dem 
Buch eine Zeittafel beizugeben. 
Karl Heinz Burmeister 
Klaus Graf: Exemplarische Geschichten. Thomas 
Lirers „Schwäbische Chronik” und die „Gmünd- 
nei Kaiserchronik” (= Forschungen zur Ge 
schichte der älteren deutschen Literatur, 1). 
München: Wilhelm Fink Verlag, 1987. 287 S. 
Die sogenannte „Schwäbische Chronik" des Thomas 
Lirer von Rankweil gehört zu den merkwürdigsten 
Werken der Vorarlberger Historiographie; nicht weniger 
rätselhaft ist bis heute auch der Autor selbst geblieben. 
Eine Reihe von Publikationen haben im vergangenen 
Jahrzehnt das Thema der „Schwäbischen Chronik" und 
ihres geheimnisvollen Autors aktualisiert, ohne daß 
man aber sagen könnte, daß ein bemerkenswerter 
Durchbruch gelungen sei. Aber Lirer, einst als nicht 
ernst zu nehmender Fabeldichter verpönt und von den 
Positivisten in der Geschichtsschreibung verachtet, 
wird heute neu bewertet. Mit umso größerer Aufmerk 
samkeit wird man das vorliegende Buch von Klaus Graf 
in die Hand nehmen: eine historische Dissertation, die 
aber in fachübergreifender Weise auch von der Germani 
stik und Volkskunde an das Thema herangeht. 
Den ersten Hauptteil der Grafschen Arbeit bildet eine 
buchgeschichtliche Untersuchung über die vier Lirer- 
Inkunabeln. Diese enthalten neben der „Schwäbischen 
Chronik" zugleich auch die „Gmünder Kaiserchronik". 
Drei Inkunabeln stammen von dem Ulmer Drucker 
Konrad Dinckmut: eine erste ist undatiert, die zweite 
vom 12. Jänner 1486, die dritte vom 17. August 1486. 
Eine vierte Inkunabel stammt von dem Straßburger 
Drucker Bartholomäus Kistler (1499/1500). Hier kann 
Graf die jüngste Zusammenfassung von Eugen Thurn- 
her über Thomas Lirer in der 2. Auflage des Verfasser 
lexikons „Die deutsche Literatur des Mittelalters" in 
zweifacher Hinsicht korrigieren: es gibt keinen Nach 
druck Lirers, den der Straßburger Drucker Johannes 
Knobloch im jahre 1500 herausgegeben hätte noch 
215
	        

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Montfort : Zeitschrift F. Geschichte U. Gegenwart Vorarlbergs 1989-02. 1989-02-01.
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