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Konstanzer Zeitung, Jg. 1875 (47)

Bibliografische Daten

fullscreen: Konstanzer Zeitung, Jg. 1875 (47)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1829
Verlag:
Wagner

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung, Jg. 1875
Band, Heft, Nummer:
47
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1875
Verlag:
Otto Ammon

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7_1875

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Band 1: Januar bis Juni

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Konstanzer Zeitung
  • Konstanzer Zeitung, Jg. 1875 (47)
  • Band 1: Januar bis Juni
  • Band 2: Juli bis Dezember

Volltext

Bestell⸗Preis: 
Vierteljährlich 
Konstanz2 M.40Pf. 
einschl. Trägerlohn. 
Durch die Kais. Post⸗ 
anstalten bezogen 
2M. 50 Pf. u. 40 pf. 
Bestellgebühr. 
In d. benachb. Schweiz 
3Fr.incl. Trägerlohn. 
14 
—8 — — 7* J ** 1* 
2 
F ;532* JJ 8 —— 7* 
— HI —53 J — — 
— * 3 3 —— — — 5 
— 46 —1 7 — — 7c g 
—** 5 — — — J 35 
65 A—1 —* * 
Druck und Verlag von Otto Ammon, Konstanz. 
Nr. 1. Erstes Blatt. 
Konstanz, Freitag den 1. Januar 
Hierzu ein Zweites Blatt. zätten den ersten besten karlistischen Stabsoffizier ergrif 
— — t — — — — sen und am Hafenthor 8 8* er 8 was 
8 ð ich dem natürlichen Menschen als Repressalie aufdrängte.“ 
Z Zum neuen Jahre. Wer, der eine ungetheilte deutsche Seele an 
„Das Jahr übt eine heiligende Kraft.“ Diese Worte eine Rippen schlagen fühlt, müßte nicht in jedem dieser 
des Dichters darf das Jahr 1874 ohne Weiteres für Worte des deutschen Reichskanzlers den vollrichtigen Aus⸗ 
fich beanspruchen, wofern wir unsern Rückblick auf das druck seiner eigenen Gedanken und Empfindungen aner⸗ 
Deutsche Reich beschränken. ennen? Und wäre es in der Geschichte das erste Mal 
Arm zwar an großen Thaten, kühl in seinem ge- jewesen, daß ein Volk zu den Waffen gegriffen, wenn 
schichtlichen Charakter darf man das Jahr nennen, dem einer seiner Angehörigen von einem andern Volke ge⸗— 
wir in diesen Stunden die Hand zum Abschiede bieten mordet wurde? Hören wir aber, wie Fürst v. Bismarck 
müssen. Nur kleine Arbeit hat es gethan, nur in ge- den natürlichen Menschen niedergekämpft und der 
schäftsmähßigem Schlage da und dort ein paar Fäder ittlichen Ordnung zu Ehren den Frieden sich abge— 
an dem Gewebe der Weltgeschichte gezogen und das Beste, rungen! 
was man dem Jahre nachsagen kann, ist das Lob: es „Ich habe mir gesagt“, fuhr der Kanzler fort, „das 
war friedlich. Richtigste ist, wenn man die Rechte staatlicher Konsolida— 
Aber der Friede war nicht jener des goldenen Zeit- ion, welche noch in Spanien vorhanden sind, dadurch 
alters, wo Kronos fähret durch den Himmel und schauet tärkt, daß man sie anerkennt. Deßhalb ist die spanische 
auf sein seliges Geschlecht‘“, es war ein erkämpfter Regierung in Madrid von uns anerkannt worden.“ So 
Friede nach Außen nicht weniger als nach Innen. jat also die sittliche Selbstüberwindung des deutschen 
Blicken wir nach dem Auslande, so ziehen zunächst Reichskanzlers seinem eigenen Lande zum Segen und zur 
die Schlachtfelder in Spanien unsere Äufmertsamkeit Ehre den Frieden nach Außen gewahrt. Es war aber 
auf sich. Schon beim Beginn des Jahres war der ein fauler Friede, sondern ein mit den sitt⸗ 
Bürgerkrieg im Norden und Süden in hellen Flammen bichsten Waffen, die es gibt, erkämpfter 
und hat seitdem nicht aufgehört, Karlisten und Republi- Friede. 
kaner in gleicher Weise heimzusuchen. Keine der krieg⸗ War im Uebrigen das Jahr 1874 das diplomotisch 
führenden Parteien kann sich einer großen That rühmen, ruhigste, dessen sich der Reichskanzler erinnerte, so 
nur an Unmenschlichkeit und Bestialität haben die Streiter trat dasselbe im eigenen Reiche ihm dicht an das physi 
in dem Lager des frommen Don Karlos den — Leben. Das Aufgebot der römischen Papstgewalt 
— 
welche Tausenden von unschuldigen Menschen das Leben mel hat getönt von einem Ende des Reiches bis zun 
gekoftet, hat auch ein deut sches Leben als Opfer ge- indern, die schwarzen Bataillone sind Sturm gelaufen 
sordert. Hanptmann Schmidt, ein friedlicher Zeitungs- einmal, wieder und nochmals, um die Schanzen der kirch— 
reporter, wurde von den Karlisten ergriffen und völ- ich-politischen Gesetzgebung auf den Landtagen und im 
kerrechtswidrig erschossen. Wie leicht hätte das Knattern keichstage im Bauen schon zu stören und zu hindern, 
der Kugeln, welche des deutschen Hauptmanns Brust bder die gebauten und vollendeten zu durchbrechen. Und 
durchbohrten, das Signal zu einem europäischen Krieg ver will leugnen. daß diese römischen Kohorten des Stur— 
werden können? Wer hat'es verhindert? Noch einmal, nes und Kampfes gemohnt und kundig sind daß deren Stür— 
Deutsches Volk, wer hat es verhindert? mnen und Kampfen rücksichtslos, unbändig, krieglistig gewe— 
„Als ich“, so erzählte im Deutschen Reichsstage am en? Allein die Kirchengesetze wurden ergänzt, vollendet in 
4. Dez. der Kanzler Fürst Bismarck, „die erste Nach Preußen, in Baden, in Hessen. Und wer ist es, 
richt von der Ermordung des Hauptmanns Schmidt er⸗ der mit der Schärfe des Adlerblicks, mit gewaltigen 
fuhr, so ist mein Gefühl gewesen: Wenn das ein eng- Schultern, mit mauerfester Brust allen Anschlägen einer 
lischer Zeitungskorrespondent, ein amerikanischer, ein zeübten Kriegslist getrotzt und Stand gehalten und 
russischer, ein französischer gewesen wäre, so wäre ihm durch sein Beispiel die Seinigen ermuthigt? Der Mann 
das nicht passirt. Es regte sich in mir die Erinnerung st es gewesen, welcher im Parlamente sagen konnte: 
an alle alten Demüthigungen, welche Deutschland durch „Ich bin der bestgehaßte Mann Europa's“, Fürst von 
—AVVDD—— 
ist und ich sagte mir, es ist Zeit, das Ausland Was Wunder, wenn seine Feinde den „Finger Got—⸗ 
daran zu gewöhnen, daß man auch Deutsche tes“ beschworen und ein von ihrem wilden Kriegsgeheul 
nicht ungestrafi ermorden darf. Und in diesem erhitzter Junge in einem Jakob Clement, in einem Ra— 
Sinne war ich allerdings entschlossen, den Vorgang nicht vaillac, in einem Balthasar Gerard seine Vorbilder er⸗ 
ungerügt vorübergehen zu lassen. Wäre es den völkek⸗ kennend nach dem meuchlerischen Rohre griff? Aber der 
rechtlichen Traditivnen gemäß und geziemte es uns, auf „Finger Gottes“ hat der frevlerischen Kügel die gezielte 
eine barbarische, ich kann sagen, henkermäßige Weise zu Kichtung gewehrt und Fürst von Bismarck blieb von 
aintworten, so hätten wir am ersten besten karlistischen dem Resullate der bösen Absicht wie durch än Wunder 
Hafen, den wir erreichen konnten, eine Landung emocht verschont. Der Schuß, welcher dem Leben des Reichs— 
7 i chreiblichen Anstrengungen, mein gerettetes Vieh bis 11 Uhr 
Verschiedenes. unterzubringen. Nun neuerdings rastloses Arbeiten und Schau— 
— Eine Lawine. Eine Katastrophe auf dem Hofe in Safien sein, um die Viehhabe meines Rachbars, dessen Stall beim Haus⸗ 
im Kanton Graubünden beschreibt im „Fr. Rhätier“ einer — 
Betroffenen wie folgt: „Die Nacht vom 19. auf den 20. blieb zus dem Schnee unter Dach zu bringen. Es gelang, der Tag 
ich im Stalle, weil ich angesichts der ungewöhnlichen Massen eigte sich und wir mußten neue Anstrengungen machen, um zu 
Schnee, welche sich noch unaufhörlich vermehrte, besorgte, daß es dem Stalle meines Schwagers zu kommen. Derselbe war ein— 
mir am darauffolgenden Morgen unmöglich sein würde, von estürzt, die Diele mit dem Heustock auf das Vieh gefallen, wo⸗ 
meinem etwa 20 Minuten enifernten Hause zu meinem Vieh urch sieben Kühe getödtet wurden. Die Nacht brach herein; 
dorthin zu gelangen. Nachdem ich dafselbe gefüttert, legte ich insere Kräfte waren erschöpft; erst am folgenden Morgen gelang 
mich ermüdet auf das nothdürftig zurechtgemachte Lager, um 8.uns mit Zuzug von Hülfsmannschaften die übrigen uoch 
auszuruhen, und schliet bald ein. Als ich erwachte, zündete ich ebenden Stücke Bieh aus den Ruinen zu befreien. örst jetzi 
ein Licht an, um nach der Uhr zu sehen: sie zeigte auf die hatten wir einen Ueberblick über das ganze Feid der Zerstörung. 
eljte Stunde. Kaum hatte ich das Licht ausgelöscht, so hörte ẽ8 war ein Wirbelwind (Windhose) gewesenn, welcher bei den 
ich ein immer wachsendes Brausen und Toben — und augen⸗ Iipenhütten begann und sich in Schlangenwindungen über den 
blicklich krachte der Stall; — ich befand mich ohne Schuhe und ganzen „Hof“ in einer Breite von ungefähr 1 Stunde bis ans 
Kopfbedeckung im Schnte im mitternächtigen Dunkel, hörte um dandwasffer hinunterzog. Alles in seinem Bereiche zerstörend, 
mich das verschwindende Sausen und Aechzen eines Sturmes, während einzeine zwischen den Windungen liegende, Gebäude 
und unter den Trümmern des Stalles das Brüllen und Weh— zerschont blieben. Im Ganzen wurden 26 Ställe, 2 Alphütten 
klagen meines Viehes; es war ein grauser Moment! Was sollte und ein großes Wohnhaus zertrümmert, viele bis auf den Grund 
ich anfangen? Hier konnte ich allein nichts ausrichten, daher weggefegt, das Holz in Splitter zerbrochen; andere Gebaäulich- 
wollte ich heim, um Hilfe zu rufen. Mit Händen und Füßen keiten wurden mehr oder minder beschädigt. Der Schaden is 
arbeitend, mehr schwimmend als gehend, arbeitete ich mich durch im Verhältniß zu der kleinen Zahl Betroffener, worauf er sich 
die furchtbare Masse Schnee meinem Hause zu. Hier angelangt, Zertheilt, ein großer. Das Heun, die ganze und einzige Ernte, 
neuer Schrecken. — Ich erkannte im Dunkel der Nacht nur st vernichtet; wir konnten davon nichts retten, weit wir kein 
schwarze Trümmer, die aus dem Schnee herausragten, und hörte Obdach dafült mehr hatten und neues Schnee- und Thauwetter 
bald den Jammer der Einwohner, die sich daraus hervorarbei- les zudedte und ruinirte. So stehen wir hier und fragen: 
teten. Das große doppelte Wohnhaus von Holz war etwa J/ vas soll weiter geschehen? Sand und Bausteine zum Wieder. 
Klafter verschoben und gehorsten, zwei Familien obdachlos. „Doch zusbau gibt's hier nicht; an Waldungen ist die Gegend arm. 
ein Trost ist mir geblieben; ich zählt' die Häupier meiner dann sind wir einsam und abgelegen ohne sahrbare Straße, so 
Lieben, und sieh, es fehlt kein theures Haupt“. Wir brachten vaß ein Herbeischaffen des Bauholzes aus entfernmteren Gegenden 
ansere Familien bei den Nachbarn, deren Häuser verschont ge· des Thales unmöglich ist. Nächsten Sommer haben wir fuür das 
blieben, unter Dach. Dann in Begleitung von fünf Mann gen kein Dach und Fach. Wir waren hier überhaupt von der 
fämmtlicher Mannschaft des Hofes) machte ich mich auf, mein Natur und dem Sdicsal nicht verwöhnt, allein gegenwärtig 
verschütietes Vieh zu retten. Es gelang dies zum Theil; zwei haugt uns vor der Zutunft“ 
dühe lagen jedoch lodt unter den Trümmern. Unterdessen brach 
der Tag an. Wir setzten uns in Bewegung, um nach dem — Das schreckliche Eisenbahnunglück, das wir gestern in 
aächsten Stalle zu gelaängen. Bald wurden wir gewahr, daß uller Kürze gemeldet, geschah am Donnerstag den 24. d. auf 
noch andere Ställe vom Sturm erfaßt und zerdrückt worden der großen Westbahn zwischen Oxford und Birmingham. Von 
waren. Durch zwei Mann verstärkt, gelang es uns nach unbe-herstaenannter Stadt war ein aus 13 Wagen bestehender Per— 
nn 
Einrückungsgebühr: 
die fünfgespaltene 
Petitzeile 15 Pf. 
Blatzanzeigen 10 Pf. 
Inserate f. d. Abends 
erscheinende Nummer 
sind bis Vormittags 
29 Uhr aufzugeben. 
Abdruck im Straßen⸗ 
Anzeiger gratis. 
—. 
anzlers zugedacht war, wurde zum Schlag, welcher 
chwer auf die moralisch verantwortliche Partei zurück⸗ 
iel. Der perf*snliche Mordflecken auf der Seele Kull⸗ 
nanns ist zum Schandflecken geworden auf der Seele 
zer Zentrumsfraktion, welcher nur gesühnt werden kann 
durch die heiligende Kraft der Geschichte. Und das 
Jahr 1874 hat diese heiligende Kraft schon zu üben an⸗ 
gefangen. 
Taktlos, wie ja die Leidenschaft immer macht, brachte 
der bayerische Patriotenführer Jörg das Attentat Kull⸗ 
manns im Reichstag zur Sprache und hatte gewähnt, 
die Wunde des Reichskanzlers nochmals aufreißen zu 
tönnen. Gerade diese Taktlosigkeit hat ihr 
das letzte moralische Heilpflaster auferlegt. 
Vor aller Welt konnte Fürst von Bismarck das innerste 
Motiv der That von Kissingen konstatiren mit den Wor⸗ 
ten: „Mögen Sie sich lossagen von diesem Mörder, wie 
Zie wollen, er hängt sich an Ihre Röckschöße fest. Er 
zennt Sie seine Fraktion. Das sind geschichtliche That⸗ 
sachen.“ Es war billig, daß, nachdem das richterliche 
Urtheil über den Attentäter auf 14jährige Zuchthaus- 
trafe erkannt und gefällt war, auch das Verdikt noch 
über die moralisch verantwortliche Partei ergehe. Am 
14. Dezember ist dasselbe im Reichsparlamte in so dert⸗ 
icher Weise erfolgt, daß die Zentrumsfraktion für immer 
— 
für das Reich selbst war mit der Niederlage ihrer Geg— 
ner nach dieser Seite wieder Friede geworden, jedoch 
kein fauler Friede, sondern ein erkämpfter, ein durch 
h»as Jahr und seine geschichtlich sühnende Arbeit gehei— 
igter Friede. 
Auch das politische Leben des Reichskanzlers war 
m abgelaufenen Jahre bedroht. Wie, ist noch in frischer 
Frinnerung. Arnim hatte seit längerer Zeit im Ge— 
heimen dem Fürsten Nachstellungen bereitet und eine 
Partei am Hose dem Ersteren die gesponnenen Fäden ge— 
jalten. „Aber nichts ist so fein gesponnen, es kommt 
zereinst an die Sonnen.“ Arnim mußte sich im eigenen 
stetze sangen lassen und vor Gericht Anlaß werden, daß 
ille Welt erfahre, wie ehrlich, wahrheitsliebend und wie 
zesorgt Fürst von Bismarck um Deutschlands Ruhe und 
Bröße sei. Die Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit 
und Geduld des Kanzlers ist, sowie sie aktenmäßig er⸗ 
soben und festgestellt werden mußte, gradezu grandios 
u nennen und noch nie, seit wir das öffentliche Leben 
ind Schaffen Bismarck's verfolgen, ist uns dasselbe so 
inbedingt anerkennenswerth erschienen wie seit dem Pro⸗ 
eß Arnim, aber auch nie so nothwendig für das Leben 
»es Reiches selbst. Und es steht denn auch jetzt Fürst von 
Bis marck fester den je auf dem sicheren Grund und Bo— 
dens des Vertrauens wie des Kaisers so der Nation. 
Ddas Jahr hat seine heiligende Kraft für 
danzler und Reich geübt. 
Wir können nur wünschen und hoffen, daß auch das 
hseginnende Jahr ihnen gerecht werde. In diesem Wunsche 
ind in dieser Hoffnung werden sich die Leser unseres 
Blattes mit dem Blatte selbst vollständig einig wissen 
onenzug bald nach Mittag abgelassen worden, zwei Lokomoti⸗ 
den waren angeipannt und ihn füllten meist Personen, die sich 
u Freunden auf das Land begaben, um dort die Festtage 
röhlich zuzubringen. Da brach in der Nähe von Shipton, 
ztwa zwei Kilometer von Woodstock Road, der ersten von Ox⸗ 
'ord gen Norden gelegenen Station, die Achse oder das Rad 
ines in der Mitte des Zuges befindlichen Wagens dritter 
stlasse. Sofort wich dieser aus dem Geleise, holperte von da 
in etwa 1000 Fuß weit über die hölzernen Grundschwellen 
oer Bahn fort, bis er endlich mit noch anderen Wagen losge— 
rissen und von hohem Damme hinabgeschleudert wurde in die 
zur Seite unten liegende Wiese, woselbst sie allesammt zu ei— 
iem wüsten Trümmerhaufen zusammengeschlagen wurden. Da 
der Zug mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Kilometer da⸗ 
ingesaust war, kann man sich die Gewalt, mit der die dem 
Zerderben geweihten Wagen vom Zuge losgerissen und über 
die Böschung hinabgeschleudert wurden, einigermaßen vorstellen. 
Gar entsetzlich war die Folge. Die drei hinabgeschleuderten 
Personenwagen, denen sich ein Gepäckwagen fliegend zugesellte, 
varen in der nächsten Minute nur mehr ein formloser Split⸗ 
terhaufen, dessen Bestandtheile, untermischt mit erschlagenen, 
herstümmelten und ächzenden Menschen, den Wiesengrund be— 
zeckten. Einer der Wagen war zum Ueberfluß zerschmettert in 
oden nahe gelegenen Kanal hinabgestürzt, wo ertrunken sein mag, 
was sonst vieleicht den Stürz überlebt haben mochte. Der Au—⸗ 
»lick war nach allen vorliegenden Schilderungen ein herzzer⸗ 
reißender. Wohl denen, die gleich den Tod fanden, denn er 
nuß ein plötzlicher gewesen sein! Gräßlicher war das Schicksal 
derer, die mit verstümmelten Leibern zwischen den Wagen⸗ 
rümmern eingeklemmt staken und Höllenqualen gelitten haben 
nüssen, bis sie freigemacht werden konnten. Mehrere von die— 
en sind seitdem gestorben, noch andere liegen hoffnungslos 
darnieder. Die mit dem Leben davon kamen — die vorder— 
sten Wagen des Zuges litten fast gar nicht —, beeilten sich, 
ꝛen Verunglügten nach Kräften beizustehen. Doch währte es 
lange, bis den auf freiem Felde liegenden der nothdürftigste 
wundärztliche Beistand zu Theil werden konnte, und wie viele 
Menschenleben schließlich dieser Achsen- oder Radbruch fordern 
wird, läßt sich zur Stunde noch nicht sagen.
	        

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