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Konstanzer Zeitung, Jg. 1872 (44)

Bibliografische Daten

fullscreen: Konstanzer Zeitung, Jg. 1872 (44)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1829
Verlag:
Wagner

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung, Jg. 1872
Band, Heft, Nummer:
44
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1872
Verlag:
Otto Ammon

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7_1872

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Band 1: Januar bis Juni

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Konstanzer Zeitung
  • Konstanzer Zeitung, Jg. 1872 (44)
  • Band 1: Januar bis Juni
  • Band 2: Juli bis Dezember

Volltext

Bestell⸗Preis: 
Halbjährlich: 
ur Konstanz 2fl. 18 kr., 
mr den Landpost⸗Bezirt 
Konstanz 2fl. 36 kr., 
ür das übrige Baden 
2 l. 51 kr., 
für d. benachb. Schweiz 
4Fr. 980 Cts. 
Einrückungsgebühr 
sv — Die viergespaltene 
* Z— 
* 2 Anzeigen sind bis Vor⸗ 
9 J mittags e auf⸗ 
̃ zugeben. 
Aufnahme im Straßen⸗ 
Anzeiger gratis. 
Druck und Verlag von Otto Ammon.) 
—A 
Konstanz, Mittwoch den 3. Januar 
1872. 
Restellungen auf die „Konstanzer Zeitung! für 
zas ceiste Quartal 1872 werden für hiesige Stadt 
ind Uingegend vom Kontor, sowie von den Trä⸗ 
zerinnen angenommen. 
Für auswärts nehmen alle Postanstalten und 
dandpostboten Bestellungen an. 
damit es seiner ehrenvollen Stellung unter den Na- Stütze seiner Mutter, welche nun am Hunger⸗ 
tionen immer würdig sei und bleibe! uche nagt, da das Mädchen sich im Irrenhaus be⸗ 
F indet. Die Mutter hat den Vorfall mit den skan— 
In der Bankfrage hat Thiers nach einer aldsesten Einzelheiten in der „Linzer Tagespost“ 
bhaften Debatte wieder einen Triumph erlangt. veröffentlicht. Aus Anlaß dieses Falles macht das 
ẽr hielt eine lange glänzende Rede, in welcher er enannte Blatt darauf aufmerksam, daß Mißbräuche 
räftigst die Regierungsvorlage, welche die Noten- es Beichtstuhles in schreckenerregender Weise überall, 
zirkutation auf“ drei Milliarden erhöht, gegen das esonders aber im Karmeliterkloster, vorkommen. Das 
smendement der Kommission vertheidigte, welches dauptthema dieser frommen Asceten behandelt siets 
RPolitische Tagesübersicht. eantrogte, das Maximum des Notenumlaufes auf das 6. Gebot, uͤber welches sie sich mit einer merk⸗ 
Konstanz, 2. Januar 700 Masllionen festzuseßen. Thiers suchte nachzus vürdigen Gier und Wollust des Langen und Breiten 
onstanz, 2. J veisen, daß dieser Marximalbetrag unzureichend sei, ergehen und nicht selten kommt es vor, daß Frauen, 
Das erste Jahr des Deutschen Reiches ist and sagte: Die Vermehrung des Umlaufes ist die in die im Beichtstuhle die impertinentesten Fragen 
vorüber, ein neues ist angebrochen. Schon ein Jahr! inzige Hilfsquelle, um der gegenwärtigen finanziellen ind Zumuthungen gestellt werden, den Beichtstuhl 
nöchten wir ausrufen, wenn wir uns in die Di dage begegnen zu können.VDie Aufnahme einer An⸗ nit den Worten: „Nuf folche Fragen habe ich keine 
es Hangens und Bangens zurückversetzen, welche eihe ware ein tkörichtes Beginnen. Die Regierungs- Antwort, Sie Schweinpelz!“ verlassen, ohne auf die 
er Wiederaufrichtung des Reiches voranging. Es »orlage werde den Staatsbedürfnissen Genüge leisten, Absolution zu warten. Himmelschreiend ist aber der 
hcdurse der schwungvollen Erhebung der Gemüther Thiers apellirte an die Weisheit aller Parteien, ent Imstand, daß durch derartigen Mißbrauch besonders 
urinen bhne Veispiel dastehenden glorreichen varf ein befriedigendes Bild von der Wiederherstel- has kindliche Gemüth und die Sittenreinheit der jungen 
Nandnalkrieg, um den vollen Einklang der Gemüther ung des Kredites, des Vertrauens und der Wieder⸗ Nädchen gänzlich vergiftet wird. Das Blatt führt zwei 
Jerzustellen, welcher allein noch zur Vollendung des wfnahme der Arbeit und fuhr fort: Das Land be— Fälle aus neuester Zeit an, wo geschorene Wüstlinge 
ertes elehlt haite Nun is schon ein Jahr ver⸗ arf, absolut des Friedens, und je grausamer der m Beichtstuhle junge Mädchen über Dinge und 
Jangen, seit all der Zank über Nord- oder Südbund zriede für uns ist, desto nothwendiger ist es, ihn zu Sünden haarklein unterichteten von denen diese keine 
der gar Rheinbund wie ein toller Spuk hinter uns galten. Es sind verbrecherische Untlugheiten began- Uhnung gehabt hatten. Es sind nur die wenigsten 
liegt. Ein großes und lichtes Jahr ist mit maje- jen worden, welche uns Worle zuzogen, auf die es »erartigen Vorkommnisse, welche an die Oeffentlich⸗ 
tälischen Schritien an uns vorübergezogen, ein Jahr iur Eine Antwort gibt: das Schweigen. Thiers eit dringen, weil die meisten jungen Mädchen nicht 
acht deutscher Kaiser⸗ und, Volksherrlchteit, wie wir chloß, indem er anzeigte, daß die Regierung als en Muth haben, dergleichen ihren Eltern mitzu— 
ie früher nur aus alten Erzählüngen und durch ein Iusgleichsmittel ein Maximum des Notenumlaufs heilen. Aus diesem Anlasse ist wohl die Frage am 
herborgenes Ahnen in unserm Innern gekannt hat- von 2800 Millionen Franken acceptire. Nachdem Platze, sagt die „Linzer Tagespost“, ob es nicht die 
en. Obwohl mit den ersten Monaten seiner Wieder- die Kommission sich hiermit einverstanden erklärt eiligste Gewissenspflicht einer Mutter ist, wenn sie 
geburt noch im Kriege stehend, hat das neue Reich jatte, wurde diese Ziffer auch von der Na⸗ die Üünschuld und Sittenreinheit ihrer aufblühenden 
och Wort gehalten indem es eine Fülle von Seg- ional⸗-Versammlung genehmigt, und sodann die übri- Tochter bewahren will, ihr Kind unter keinen Um— 
zungen über das deutsche Volk ausgoß. Ein frucht- zen Artikel des Bankgesetzes angenommen, durch tänden zu einer Ohrenbeichte zu schicken? Darüber 
ares Leben entfaltele sich in Kunst und Wissenschast, belche die Bank ermächtigt ist, Geldzeichen zu 10 noch ein Wort zu verliereu, ist wahrlich überflüssig. 
obald der Alp der deutschen Zwietracht nicht mehr ind 5 Franken auszugeben, und wonach gleichzeitig — 
ãhmend einwirkte, Handel und Wandel begannen die entsprechenden, von Kredit- Instituten ausge— Deutsches Reich 
ich in nie erlebter Emsigkeit zu tummeln, der Wohl- ebenen Gelbzeichen innerhalb eines Zeitraumes von ⸗ 
n der Nieee alß Ganses wie das Vehagen der Monaten aus dem Verkehr zurückgezogen werden. „Baden. In Weinheim und Karlsruhe sollen 
kinzelnen erfuhr eine überraschende Steigerung. Eine die National-Versammlung vertagte sodann ihre Zolksküchen gebildet werden. 
Reihe von Reichsgesetzen verstärkte das Band, wel- Zitzungen bis Mittwoch den 3. Januar. — An, die Stelle des bisher in Freiburg ge— 
hes die Stämme vereinigt. Ein Recht schützt Leben, F ruckten badischen Notariatsblattes, das mit 
xk hre und Eigenthum des deutschen Bürgers, ein Die Fälle von reäligiösem Fanatismus meh-⸗ iesem Jahre zu erscheinen aufhört, tritt ein deutsches 
Haaß und Gewicht gilt heute, soweit der deutsche! en sich in auffallender Weise in dem Herrschgebiet der sotariatsblatt. — 
eichsadler seine Schwingen erstrect, und eine, Altramontanen. Daß der Stainzer Nord auf Rech F Nach einer Uebereinkunst zwischen den Frei— 
Hlunge wird“ bald im Verkehr zwischen deutschen aung religiöser Verhetzung zu setzen ist, darüber ist zurger Ellenwaarenhandlungen wird daselbst von 
holksgenossen von Hand zu Hand gehen. Nach — hffentche Pleimmg dereits vinige Seitensiüde Leujahr an das halbe Meter zum Zumessen be. 
schuͤhl durch feine wiedererworbene, geschichtliche sazu werden nun in der Presse reichlich erzählt. In Lützt da die Zurückführung vom früheren Maß von 
Wesigrenze, sieht unser Volk mächtiger da als je, imn ddach machte eine Magd den Versuch, sich selbst zu 0 Centimeter auf 50 die wenigsten Schwierigkeiten 
Fewußtsan seines Werthes, seiner Kraft und der berbrennen, weil sie glaubte, ihre Seele werde als »rxreitet, die Handhahung des halben Meters auch 
eisprngenden Sicherheit; geachtet von den deiße Taube hen Himmel fliegen, ein Wahn, den sie ehr bequem ist. 
remden Nationen nicht nur um dessentwillen, son⸗ ich nicht ausreden eß. Ein Mädchen in Wien wählte Bayern. Das Bezirksgericht Traunstein hat in 
dern auch wegen der Gerechtigkeit und Mäßigung, en entgegengesetzten Weg, den des Erfrierens, um zur inem Erkenntniß gegen drei der Amtsehrenbeleidi— 
velche es an dem geschlagenen Gegner walten ließ wigen Seligkeit zu gelangen. Das Mädchen machte jung an dem altkatholischen Pfarrkurat Bernard in 
ind vermöge deren jeder Nachbar in ihm keinen zwei Versuche sich durch Erfrieren den Tod zu geben, diesersfelden und der Religionsfriedensstörung An— 
reind, sondern nur einen Freund erblicken kann, vurde zwar beidemale gerettet, verlor jedoch die zeklagte, welche verurtheilt wurden, sich dahin aus— 
essen Geneigheit er sich zu erhalten suchen wird. Füße, welche so gelitten hatten, daß dieselben ampu⸗ jesprochen, daß der erzbischöflichen Exkommunikation 
Moge das kommende Jahr dem abtreienden eben- irt werden mußten. In Linz hat ein Pater Gabriel es Kuraten Bernard eine rechtliche Wirkung nicht 
ürtig die Hand reichen! Mögen Bildung und Sitte, in bis dahin heiteres und sittsames Mädchen zuerst zukomme. Angeklagt waren zwei Nagelschmiedge⸗ 
Arbeit und Wohlstand, Friede und Freiheit im neuen durch religiöse Schreckmittel schwermüthig gemacht ellen und ein Lumpensammler, welche am 29. Okt. 
Jahre unserm Volke ihre schönsten Kränze winden, und dann verführt. Das Mädchen war die einzigen d. J. in der Ottokapelle zu Kiefersfelden gegen den 
Mordthat und lange Zeit hindurch das Gefängniß, „Sie stehen früh auf,“ sagte ex dann in seinem 
Das graue Sa us. eines armen, unschuldigen Mädchens gewesen. Welche — mürrischen Tone. 
Einem Engisschen Stoffe nacherzaͤhlt von Schritte sollten geschehen, um jene Unglückliche zu Das Blut kochte mir in den Adern, als ich dem 
e Esggeri zefreien und die Verbrecher der verdienten Strafe Alten in das Schurkengesicht sah, doch ich zwang 
zu überliefern? Die Fluth von Gedanken, welche mich, ruhig zu scheinen. J 
auf mich einstürmte, erhielt mich anfangs in einem „Nun ja,“ antwortete ich gelassen, 
ast traumähnlichen Zustande und es gelang mir nur aufgestanden, weil ich noch vor dem Frun 
angsam, vollständige Ruhe und Fassung wieder zu etwas von der nächsten Umgebung des Hause« 
ewinnen. Befreien mußte ich jenes arme Madchen möchte. Können Sie mir die Anleitung dazu geben. 
im jeden Preis, doch wie, auf welche Weise? „Ich wüßte nicht, was es hier in der Nähe des 
Ein Gedanke jagte den andern, nur um gleich Hauses Sehenswerthes gäbe,“ entgegnete Plarce. 
iesem wieder verworfen zu werden, und so saß id „Wo liegt der Garten?“ fragte ich, fühlte jedoch 
roch immer, einem Hülferuf der Gefangenen lauschend, schon, als das letzte Wort kaum meinen Lippen ent— 
mbeweglich zum Himmel emporblickend da, bis das flohen, die unvorsichtiae Nebeveileeng, welche ich be⸗ 
rste matte Morgenlicht im Osten zu dämmern begann. gangen hatte 
Nicht ein einziger Laut hatte während der ganzerVer Alte blickte auf und ich sah einen gänzlich 
Nacht die Stille im Hause uuterbrochen und mein deränderten Ausdruck in seinem Auge. War es Furcht 
Zzlan war endlich zur Reife gediehen. Seine Aus- »der war Argwohn in ihm aufgestiegen? 
ihrung konnte wenigstens versucht werden. „Wir haben hier gar keinen Garten,“ sagte er 
Ich ktleidete mich völlig an und begab mich, nach⸗ jastig, „er ist gänzlich zur Wildniß geworden und 
»em ich noch eine Weile gewartet, mit lauten Schritten dIhr Frühstück könnte längst hier sein, wenn die alte 
n's untere Geschoß hinab. Ich wünschte gehört und dangschläferin“ — er ries laut nach seiner Frau — 
jesehen zu werden, doch ließ sich Niemand blicken ‚nur zur Stelle wäre.“ 
ind' ich rat daher in die Küche, wo ich den alten Die kostbaren Minuten verstrichen eine nach der 
oͤlarce mit Holzhacken beschäftigt fand. Er hörte indern und doch durfte ich nicht merken lassen, wie 
aneinen Schritt nicht, bis ich in —* unmittelbaren ehr eilig ich es hatte. Der Alte begann wieder 
stähe stand. zolz zu spalten.
	        

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