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Konstanzer Zeitung, Jg. 1870 (42)

Bibliografische Daten

fullscreen: Konstanzer Zeitung, Jg. 1870 (42)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1829
Verlag:
Wagner

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung, Jg. 1870
Band, Heft, Nummer:
42
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1870
Verlag:
Otto Ammon

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7_1870

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Konstanzer Zeitung
  • Konstanzer Zeitung, Jg. 1870 (42)

Volltext

AAM 
eeyz 
Bestell-Preis: 
BGalbiährlich: 
für Konstauz 2fl. 18 kr., 
für den Landpost-Bezirk 
Konstanz 2fl. 36 kr., 
für das übrige Baden 
2 fl. 531 kr. 
für d. benachb. Schweiz 
4 Fr. 90 CEts. 
** 
on ssame⸗ 
eilung. 
Einrückungsgebühr: 
Die vierspaltige Petit— 
zeile 3 kr. 
Auskunfts⸗ Ertheilung 
besonders berechnet. 
Anzeigen sind bis Vor⸗ 
mittags 9 Uhr aufzu⸗ 
geben. 
Aufnahme im Straßen⸗ 
Anzeiger gratis. 
fDruck und Verlag von Otto Ammon.) 
Nr. I. Konstanz, Samstag den 1. Januar —1870. 
*Politische Tagesübersicht. 
Konstanz, 31. Dezember. 
Konnten wir bei der letzten Jahreswende mi— 
frohem Vertrauen in die Zukunft blicken, weil wir 
in den beiden Hauptrichtungen unseres Strebens, der 
freiheitlichen und der nationalen, günstige 
Zeichen zu registriren hatten, so müssen wir dem ab— 
gelaufenen Jahr nachsagen, daß es wenigstens in er⸗ 
sterer Beziehung gehalten hat was es versprach. Die 
Reformarbeit die gegenwärtig in unserm Heimathlande 
Baden im Gange ist, ist eine aufrichtig liberale: und 
nicht nur im engern Kreise, sondern auch wenn wir 
über unsere Grenzpfähle hinausblicken, überall begeg- 
nen wir dem Ringen nach Institutionen, welche die 
individuelle Freiheit gegen die Anmaßungen der Bureau⸗ 
cratie, wie gegen hierarchische Gelüste sicher stellen 
In Oesterreich, in Frankreich, in Preußen, in Bayern 
regt sich der Volksgeist mit steigender Macht und 
stählt sich im Kampfe mit den sinkenden Resten mit—⸗ 
telalterlicher Weltanschauung. Ein gewaltiger Schlag 
sollte gegen die modernen Bestrebungen geführt wer— 
den durch das Konzil in Rom, auf welches alle An⸗ 
hänger pfäffsischer Geistesknechtung umsonst ihre Hoff⸗ 
nung setzten. Es waltet kein günstiger Stern über 
der gegenwärtig tagenden Kicchenversammlung, die 
schon bei ihrer Eröffaung durch ein anderes Ereigniß, 
welches so recht eigentlich ein Produkt des modernen 
Heistes genannt werden muß, durch die Erbffnung 
»es Suezkanols überstrahlt wurde. Trotz Konzil, 
Anathema und pädpstlicher Unfehlbarkeit wird die Ent 
wicklung der Dinge ganz unfehlbar ihren Weg 
zehen wie bisher, mag auch der Klerus und der durch 
Anverstand oder Interesse mit ihm verbundene An— 
jang noch so sehr sich dagegen sperren. — Nicht so 
zünstig wie in freiheitlicher, hat sich in nationaler 
Beziehung das verflossene Jahr angelassen. Obwohl 
anausgesetzt an der Annäherung der Geister in Nord 
und Süd, an der Vollendung der Uebereinstimmung 
in der Gesetzgebung und in der Wehrkraft gearbeitet 
wurde, so ist doch äußerlich die Lösung der nationalen 
Frage nicht vom Flecke gerückt. Der politischen Ver⸗ 
»indung der Südstaaten mit dem Norddeutschen Bunde, 
zie wir als unser Ziel betrachten müssen, sind wir 
eider nicht nüher gekommen, ja sogar hat der Aus 
jall der Landtagswahlen in Bayern eher einen Rück 
schlag bezeichnet. Viele tadeln lebhaft die reaktionäre 
Regierungsweise in dem leitenden Staate des Nord⸗ 
bundes und glauben von einer Systemänderung einen 
zünstigen Einfluß auf die Stimmung im Süden er—⸗ 
warten zu dürfen; wenn das kommende Jahr einen 
Wechsel in Preußen bringen sollte, der früher oder 
paͤter eintreten muß, dann wird es gut sein, die 
Hoffnungen nicht zu hoch zu spannen. Die Ahnei— 
Der Dorf-Paganini. 
Kriminal-Novelle von George Füllborn, 
Verfocer des Romans Die schwarze Brüderschaft“. 
1. 
Das Goldmädel. 3. 
Das Fischerdorf Lenzen liegt hart am grünen Haff, 
amgeben von den herrlichsten Buchenwaldungen, die 
erst in der Nähe des Wassers und Strandes in einen 
Saum von Kiefern übergehen. Es weht daher eine 
doppelt gute Luft über Lenzen hin, bald die Frische 
der See, bald die duftige des Waldes, so daß ein— 
zelne Kenner dieses verborgenen, abseits der großen 
Straße liegenden Fleckchens Natur aus den benach⸗ 
barten Städten zur Sommerzeit gern herbeieilen, um 
ür einige Wochen die erstickende Atmosphäre derfelben 
mit der gesunden dieses Fischerdorfes zu vertauschen; 
ie finden hier nicht interessante und elegante Bade⸗ 
gäste in großer Menge, wie sie die bekannten land⸗ 
läufigen Reiseziele fo zahlreich versammeln, dafür 
aber wohlthuende Ruhe, ländliches Leben und unge⸗ 
störten Genuß der herrlichen Umgehung — und dos 
suchen sie in ehen! 
gung gegen den Eintritt in den Nordbund wird in Promemoria dieser wieder den Anderen zur Beant⸗ 
diesem Falle eine andere Nahrung suchen und finden wortung übergeben worden. 
denn der tonangebenden Partei, die die Vollendung Die „Presse“ schreibt: „Die letzten Nachrichten, 
der deutschen Einheit unter Preußens Führung be⸗ welche wir auf dem Postwege aus Cattaro erhal— 
kämpft, ist der Liberalismus doch nur eine Maske, ten, reichen bis zum 13. Dez. Dieselben konstatiren 
die gewechselt wird, sobald die Umstände ein andres vor Allein, daß Montenegro's Fürst einige Maßregeln 
dostüm erheischen. Wir würden vielleicht alsdanr getroffen hat, die zeigen sollen, wie sehr er sich be⸗ 
die gleichen Leute große Deklamationen darüber halter vnühe, seine Unterthannen von der Betheiligung am 
jören, daß ein fortschrittlich regiertes Preußen dem Bocchesen⸗Aufstande abzuhalten. Wenn man aber der 
Amsturz zusteuere und daß unser „konservativer“ Soche näher auf den Grund sieht, so muß man rasch 
Süden unmöglich einem solchen Staate sich anschlie: zur Ueberzeugung gelangen, daß olle Maßnahmen der 
hen könne. Der gebildete, selbst denkende Theil der montenegrinischen Regierung nichts als Spiegelfechterei 
deutschen Nation erkennt den historischen Gang der änd. Einen neuen Beleg für unsere Ansicht, doß es 
Entwicklung der deutschen Dinge, der selbst durch den Insurgenten mit ihren Unterwerfungs-Anerbie— 
oreußische Minister wie die Herren v. Mühler und tungen nicht recht Ernst ist, finden wir in den An— 
kulenburg so wenig verdunkelt werden kann als durch Jaben unseres Korrespondenten, der die von den In⸗ 
die Agitationen einiger sonst obseuren Persönlichkeiten surgenten von Braic und Moöine gestellten Unterwer⸗ 
im Süden. Die deutsche Einheitspartei wird durch sungs-Bedingungen in folgenden kurzen Sätzen zu— 
den Mangel äußerer Erfolge sich nicht entmuthigen sammenstellt Beibehaltung von Waffen, Befreiung 
lossen, sondern sie wird fortfahren für ihre Idee zu vom Landwehrdienst, General-Amnestie, Ersatz aller 
wirken und sie wird mehr und mehr derselben Ein⸗ durch den Krieg veranlaßten Schäden. Jetzt fragen 
zang verschaffen. Möge das neue Jahr ihren Be⸗ wir, ob mit solchen Leuten „unterhandelt“ werden 
strebungen günstig seii kann? Es herrscht allseitig Waffenruhe, die nur durch 
Nachdem obige Zeilen bereits geschrieben, kam kleine Raubzüge der Insurgenten nach den Küsten- 
uns unser wackeres Nachbarblatt, die in ächt republi— orten unterbrochen wird.“ 
anischem Geiste geleitete „Thurgauer — Die Arndtfeier hat in Wien, Linz und Marburg 
zu Gesicht, der gewiß Niemand eine Vorliebe für den unter großer Theilnahme stattgefunden. 
„Militarismus“, „Casarismus“ und ähnliche Ismusse Die Patiser „Fronce“ meldet, es sei noch keine definitive 
zutrauen wird. Dem Blatte geht v6 ganz wie uns: Minister liste festgestellt, doch seien die Verhande 
ohne die Thorheiten in der innern Verwaltung lungen so weit vorgeschritten, doß am Donnerstag be⸗ 
Preußens irgendwie zu verkennen, übersieht, es doch reits die Namen der neuen Minister im offiziellen 
nicht den gewaltigen Ruck, den Deutschland feit und Journal erscheinen könnten. Nach demselben Blatte 
urch 1866 nach vorwärts gethan hat. In einem hat Hr. Ollivier das Schreiben des Kaisers am 27. 
nteressanten Rückblick auf das vergangene Dezennium Abends um 7 Uhr empfangen, sich darauf sogleich zu 
agt die „Thurgauer Zeitung“ über unser Vaterland: der Versammlung des rechten Centrums, welche im 
Gleich wie Italien, so hat auch Deutschland ir Hotel du Louvre unter Vorsitz des Hrn. Louvet statt⸗ 
iesem Jahrzehnd eine Einheit gewonnen, die es vom and, begeben und den Brief vorgelesen, der mit ein⸗ 
Zustande eines geographifschen Begriffes zu einem timmigem Applaus aufgenommen wurde. Die Mehr⸗ 
nächtigen Staatskörper, aus einem Tummelplotz ein⸗ zahl der anwesenden Deputirten hat sich darauf so⸗ 
jeimischer und fremder Intriguen zu einem nationaler jleich in den Tuilerieen einschreiben lassen, um dem 
Organismus gemacht hat, dem eine reiche Volkskraf“ Souderän ihre Anerkennung zu bezeigen. 
die herrlichste Entwicklung in Aussicht stellt. Nur Im Gesetzgebenden Körper wurde am 28. 
durzfichtigkeit oder parteiische Voreingenommenheit Schneider zum Präsidenten mit 190 St. wiederge— 
ann über den Mängeln, die dem neuen Zustande der wvählt. Talhouet, Jerome David und Daru wurden 
Dinge noch ankleben, den Fortschritt übersehen, den zu Vizepräsidenten gewählt. Grevy erhielt 80 St. 
das Jahr 1866 angebahnt hat, und dessen segens- Bei Uebernahme des Präsidiums beglückwünschte Schnei⸗ 
reiche Folgen der Unterlegene im großen Kriege kaum der die Kammer über die friedliche Revolution durch 
veniger empfunden hat, als der Sieger selbst.“ Das Herstellung des parlamentarischen Regiments. Die 
ind Worte, die jeder deutsche Patriot dem schwei- Kammer wurde bis zum 10. Jan. vertagt. 
erischen Blatte gerne verdanken wird. Der Papst, die Kurie, das Konzil haben einen 
Die österreichische Ministerfrage finden wir in schweren Verlust erlitten. Kardinal Reifach, einer 
anverändertem Stande. Alle inspirirten Meldungen der Lieblinge Pius' IX., sein Freund, sein Vertrauter, 
zjehen darin zusammen, daß das Memorandum der den er als seinen Nachfolger designirt hatte, ist zu 
Mininermaiorität nom Kaiser der Mindbrität und das Annecy in Savohen gestochen. Er war einer der 
Die Bewohner des Dorfes sind fast ausschließlich Seitdem ist jenes Kind ein erwachsenes Mädchen 
Fischer, die sich mit Landwirthschaft nur nebenbei be⸗ und Peter Voigt selbst, der nie verheirathet war, ein 
chäftigen, ihr Hauptaugenmerk ist auf den Fang ih. wie man sagt, reicher Mann geworden, der es ver⸗ 
rer Netze gerichtet, der meistens so reichlich ausfällt, sleht, jeden Vortheil auszubeuten. 
daß sie einen großen Handel mit demselben betreiben. Sein Häuschen gestattet es, in jedem Sommer 
Das ganze Dorf macht daher den Eindruck der Wohl— einige Stuben an eine Erholung suchende Dame aus 
sabenheit; die Häuser von Gärten umgrünt und be⸗ der Stadt zu vermiethen, und sein großer Garten 
chattet, sehen freundlich und zierlich, und die Men- hat so viele alljährlich reich beladene Kirschbäume, 
chen, die man trifft, gefund und vergnügt aus. Am daß er in jedem Sommer aus der Ernte derselben, 
Tag sind die Frauen und Knechte in der Wirthschaft die er verschickt, eine hohe Einnahme bezieht. Peter 
hätig, Abends sieht man sie vor ihren Häusern Netze Voigt heißt daher im ganzen Dorf nur kurzweg der 
strickend oder nach der Arbeit des Tages ruhend und Kirfchenbauer und sein Mündel Dorothea, die hübsche 
vlaudernd sitzen, während die Fischer in ihren Lom- Tochter seiner Schwester, nur immer die Golddore, 
nen, so nennen sie ihre breiten, kiellosen Fahrzeuge, weil es bekannt ist, daß sie außer dem Geld, das 
noch auf dem Wasser sind und oft erst spät in der sie einst vom Peter Voigt erbt, noch ein bedeutendes 
Nacht mit reichem Fang beladen heimkehren. Kapital von ihrer Mutter hat, das allerdings vor— 
Nur ein Bewohner von Lenzen geht nicht der Fi— läufig noch das Vormundschaftsgericht in der Stadt 
cherei nach, Peter Voigt, dessen Besitzung am An verwahrt, das ihr aber baar und blank ausbezahlt 
ang des Dorfes, dort wo es an Wald stoͤßt, liegt werden muß, wenn sie in kaum zwei Jabren mün⸗ 
kir zog mit dem einzigen Kinde seiner verstorbenen dig wird. 
Schwester vor einer Reihe von Jahren aus einer beeDie alljährlich wiederkehrende Städterin, die beim 
nachbarten Stadt hierher, kaufte sich den Bauernhof, Kirschenbauer miethet, ist die Frau Professor Cila 
den er noch jetzt bewirthschaftet, und versuchte durch Schmunkel, eine große schlanke Dame mit etwas lei⸗ 
Vermittelung von Holzgeschäften Geld ꝛu verdienen. denden Zügen. einem riesigen runden Strobhut und
	        

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