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Konstanzer Zeitung, Jg. 1868 (40)

Bibliografische Daten

fullscreen: Konstanzer Zeitung, Jg. 1868 (40)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1829
Verlag:
Wagner

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Archive im Landkreis Konstanz
Titel:
Konstanzer Zeitung, Jg. 1868
Band, Heft, Nummer:
40
Publikationsort:
Konstanz
Veröffentlichungsjahr:
1868
Verlag:
Wittwe Wagner

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=342155-7_1868

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Konstanzer Zeitung
  • Konstanzer Zeitung, Jg. 1868 (40)

Volltext

Bestell-Preis. Einrückungsgebühr: 
Halbiährlich: Die dreispaltige Petit⸗ 
für Konstanz 2fl. 18 kr. — zeile 8 kr., bei wieder⸗ 
den Landvoftezirt A77 ⸗ — —* — 
Konstanz 2sl. 86 kr., — 14 24. Atzeigen sind bis V 
das übrige Baden —— 6 09 86een siund bis Vor⸗ 
ee 9 —F—— 77 wwweße id ubt aszu- 
— ————— 60 J—J 4 B — 7330— zeben. 
„d. benachb. Schweiz — ———— — 
4 Fr. 90 Cts. — *— 29*8 Aufnakme im Straßen⸗ 
An,eiger gratis. 
Konstanz, Mittwoch Druck und Verlag von Wittwe Wagner, St. Stephansplatz Nr. 797. 1. Jannar —1868. 
— — — 
—RRäR—2——2—2———————wsç—çæu— —„— 
— 
—N⸗ 
————————— 
— — 
* ti ß it Dopfschütteln zu antworten, sondern das Gegen⸗ toren ihre Thätig, eifrig fördern. In Lesern 
Politische Tagesübersicht. heil — 88 Erfolgen zu beklagen. In traf man zugleich arge, die ausgetret chü⸗ 
Konstanz, 31. Dezbr. Fielten umnd Frankreich triumphirt die lichtfeind, ler in ihrer Mut rache weiter — en. Von 
Deutschland. Völker und Menschen leben in ichste aller Gewalten, in England brechen die den sechs deutsche. derr aden ina⸗Thale 
unserer Zeit schnell. Zu langsamer Eatwicklung, siftigen Schäden der sozialen Zustände auf, in haben bereits vier un. di Htung deutscher 
zu behaglichem, rnhigem Genießen ist kein Raum stußland regiert finsterer Racenfanatismus; in Schulen gebeten, und e bloße Thatsache, 
mehr geblieben; rasch und hart treten die Anfor— Zesterreich scheint ein Umschwung zum Besseren daß endlich wieder Jemand sich des bisher ganz 
derungen des Lebens an den Einzelnen heran, ingetreten zu sein, aber es bleibt abzuwarten ob erlassenen Bruderstammes annimmt, wirkte allseitig 
rasch bildet derselbe sich auch sein Urtheil und derfelbe auch Boden und Dauer hat, und unter mf eine kraäftige Wiederbelebung des Nationalge⸗ 
stellt wiederum seine Ansprüche. Eine Selbststän- nanchen Elementen der Monarchie hat eine feind ühls jener deutschen Orte, welches fast zu erlöschen 
digkeit der Anschauung und Entschließung, wie sie elige Verbissenheit sich kund gegeben wie man sie vrohte.“ 
früher kaum vom Manne verlangt wurde, verlangt kaum für möglich gehalten hätte. Aber wir ha- Frankreich. Vom gesetzgeb. Koörper wurde das 
man heute oft genug schon vom Jünglinge. Daß ven trotz, ja zum Theil wegen alledem keine Amendement der Kommission, welches der Reserve 
dieser Zustand seine Gefahren hat, wer wollte es traurige sondern eine hoffnungsvolle Antwort auf in den letzten drei Dienstjahren die Berechtigung 
leugnen? Vorschnelles Absprechen, unreife Selbst- 'ene Fragen in Bereitschaft. Zeiten des Rück- ur Verheirathung zuspricht, mit 237 gegen 11 
genügsamkeit entstehen nur gar zu häufig daraus chlags oder wenigstens der Stockung sind überall Ztimmen angenommen, das Amendement Picards 
und erscheinen manchem als das Wesen unserer unvermeidlich; eine solche war das gbgelaufene „jingegen, für die Frauen der Reservisten, so lange 
Zeitrichtung. Glüclicherweise ist dies ein Jer- dahr. Nicht grundlos dürfen wir hoffen, daß der etztere im altiven Dienste sind, eine Entschädigung 
thum; wenn man heute schneller lebt als sonst, Ebbe jetzt recht bald wieder eine Fluth folge. von 1Fre. täglich festzusetzen, mit 188 gegen 31 
so bedentet dies im Allgemeinen nicht daß der Möge das Ende des kommenden Jahres uns dem Stimmen verworfen. 
Gehalt des Lebens sich in minderem Grade gel. Ziele um so viel bleibend näher sehen, als die Welchen Werth die Regierung auf das neue 
tend macht oder daß die Lebenskraft rascher auf⸗ Fluthwelle des steigenden Volksbewußtseins über Wehrgefetz legt, kann man nach den Anstrengungen 
gebraucht wird, sondern es bedeutet ein reicheres, dlippen und Untiefen uns hinaus trägt dahin, beurtheilen, welche sie macht, um die Abnei— 
vielseitigeres, entwicklungsfähigeres Leben. — Mit wo dem ringenden Menschengeschlechte die Insen jung der Provinzen gegen daffselbe zu überwinden. 
Völkern und Staaten dürfte es fich ähnlich ver- der Glückseligen winkt! Die „Debats“ erzählen in sehr humoristisch-iro⸗ 
halten. Wir leben unter Verhältnissen, die mit/ Preußen. Die katholischen Bischöfe haben Pe— nischer Weise von einem Brief, der verschiedenen 
so unaufhaltsamer Energie einem hohen, vielge⸗ titionen an den König zu Gunsten der Erhaltung Blättern immer von einem gewissen Simon, Lond— 
staltigen, alle Fragen des Menschendafeins in sich der weltlichen Macht des Papstes veranlaßt, koͤnnen wirth, zugestellt wurde, der denselben immer von 
schließenden Ziele entgegendrängen, daß ein Jahr aber, einer offiziellen Erklärung zufolge, „auf kein einem Freund, Bürger von Paris, erhalten hatte, 
uns verloren scheint in dem „nicht ein entscheiden- günstiges Resultat rechnen“. und in welchem die Opposition gegen das Gesetz 
der Schritt geschehen ist. Woas ist ein Jahr in Würtemberg. Eine königl. Verordnung be⸗ mmer mit den gleichen Gründen bekämpft wird. 
der Geschichte der Menschen? Ein verschwindendes stimmt die Einführung evangel. Landessynoden und Die „Debats“ sehen in dieser gleichzeitigen Er— 
Atom, ein kaum erkennbarer Punkt. Unsere Zeit die-Vertretung der Kirchengenossen gegenüber dem cheinung in den verschiedenen Provinzen ein neues 
aber fordert, daß am Schlusse jeden Jahres ein Kirchenregiment. Die Synode wird aus 46 ge⸗ Wunder. — Gefährlicher lautet ein Artikel, den 
Jewaltiger Fortschritt merkbar werde, sei es in wählten und 6 vom König ernannten Mitgliedert ein offiziösses Präfekturblatt unter dem Titel „Ruf 
der Naturgemäßheit der Staatenbildungen, oder bestehen. Gegenstand der Berathung soll die Kir zu den Waffen!“ und unmittelbar unter dem Adler 
im Zusammenbruche veralteter Einrichtungen, oder henverfafsung sein. Lehrstreitigkeiten sind ausge- mit der Kaiferkrone und ausgespannten Flügeln 
im sittlichen Zustande der Menschen und im Grade chlossen. erscheinen laßt. In demselben heißt es Vom 
ihrer geistigen Ausbildung. Die Mängel des uns Oefsterreich. Aus Südtyrol berichtet die „Wien. Rhein bis zur Wolga, vom Mittelländischen bis 
umgebenden Uebergangszustandes, wenn man se Abd.-P.“ Folgendes: „Bei dem werkthätigen Inte— zum Baltischen Meere haben sich zahllose Legisnen 
sagen soll die Flegeljahre der Völker, machen uns resse, welches namentlich Wien am Schicksal der Reste aufgestellt. Gestützt durch den slavischen Koloß, 
hierin nicht irre; wir wollen und müssen vor- veutscher Gemeinden im Trientischen nahm, sei er- träumen die Völker Germaniens von der Herstel⸗ 
wärts. Mit drängender Hast wird Alles, was vähnt, daß in Folge der erlassenen Aufrufe grö ung eines neuen westlichen Kaiserreiches. Schon 
die Gemüther der geistigen Führer bewegt, den jere Sendungen an Geld und Büchern für die saben sie es zum Theil verwirklicht und, mit ge⸗ 
Massen vor Augen gestellt, und die Entscheidung Schulen jener Gemeinden nicht blos aus Wien panntem Ohre nach Frankreich horchend, warten 
darf jetzt nicht mehr so viel Jahre auf sich war⸗ ondern vorzüglich aus Bayern, dann aus Wür ie in drohender Stellung darauf, daß wir ihnen 
ten lassen als sonst Menschenalter. Daher kommt emberg, Baden, Frankreich und Westfalen einliefen einen Vorwand geben, den Kampf zu beginnen. 
es, daß wir jetzt am Schlusse eines Jahres fasi und demzufolge die Schulen in Palu, Lusern, Pro Sind wir zu diesem Kampfe bereit? Söhne von 
verwundert uns fragen, ob denn waährend des- »eis, Laurein, Unserer Frau und St. Felir, min 89, erheben wir uns Unsere Väter haben ge— 
selben nicht irgend ein kolossaler Markstein des Schulbüchern, anderen Lehrmitteln und Preisbüchern kampft, um die Freiheit und Unabhängigkeit des 
Besserwerdens aufgerichtet worden? ob nirgendwo dersehen werden konnten. Die Schulen sind im erfreu- Vaterlandes zu begründen; bewaffnen wir uns, um 
die Sache der Finsterniß zu Boden liege, die des ichsten Aufschwung begriffen, da nunmehr in der eine Größe zu vertheidigen und ihm den Rang 
Lichts triumphire? Fost koönnte man versucht sein etreffenden Orten sich auch die Geistlichen der zu bewahren, von welchem es nicht herabsteigen 
auf diese Frage nicht nur mit einem traurigen Sache auf's wärmste annehmen und Schulinspek kann, ohne daß die ganze Menichheit zurück— 
Eile, große Eile. Nach kurzer Rast brachen die doch waren die Herzen Eins in der Liebe zum 
Regimenter eins nach dem andern wieder auf und großen deutschen Vaterlande. Und wenn schon der 
zogen auf der Straße nach der Mosel weiter. nach Hunsrücker Bauer dem Anscheine nach sein Joch 
Frankreich zu. geduldig trug, unter der Asche glimmte es doch. 
„Wir kommen nicht wieder,“ hatte ein Oberst Und wenn schon die Hunsrücker Söhne bei Leip⸗ 
u dem Schwanenwirth gefagt, als er sein Roß zig in den Reihen des großen Reichsfeindes kämpf⸗ 
hestieg und an der Spitze seines Regiments da- ten, so jubelten die Vaͤter doch, als die Nachricht 
hinritt, „wir kommen nicht wieder!“ Und man⸗— von dem Siege der Verbündeten über den Rhein 
hes Herz hatte Gottlob! dazu gesagt. Und— nun drang, obschon ihre Söhne unter den Geschlagenen 
var's Abend und die letzten Regimenter waren und vielleicht Erfchlagenen waren. Aber der Jubel 
ängst dem Gesicht entschwunden und mit ihnen durfte nicht laut werden; 's ward nur geflüstert 
ort war der verhaßte Troß der Douanen und von dem Leipziger Siege; und als die Deutschen 
Bensdarmen, der Grünröcke, wie das Volk sie dem Rheine nahten und verwegene Schmuggler 
iannte. Seit achtzehn Jahren konnten zum ersten Blüchers Proklamation herüber brachten: da woll⸗ 
Male die Herzen wieder frei aufjubeln und deutsch ten die Herzen springen, daß sie's nicht laut aus⸗ 
nfjubeln, denn so lange schon hatte die Hand der rufen und auf den Gassen predigen durften. Aber 
Fremdlinge schwer auf den Bewohnern meiner heie der Feind war noch im Lande, und die Spione 
mathlichen Hoͤhen gelegen. Wenn schon die Zer- hatten nur zu gute Augen und Ohren. Die acht⸗ 
splitterung im deutschen Vaterlande dazumal noch zehn Jahre Fremdherrschaft hatten die Bewohner 
aͤrger war als heutzutage, denn die zehn Quadrat noch nicht zu Franzoͤsen gemacht; deutsch waren 
neilen Hunsrücker Berglandes hatten allein ein sie und deutsch wollten sie bleiben trotz aller Na— 
jalb Dutzend Herren, Pfalz und Baden, Trier und poleone und Bonapartes. Und hatten sie bisher 
Zweibrücken, Sponheim und Beilstein und andert nicht mucksen gedurft, so durften fie's heute. Man 
nehr, Herzöge und Grafen und Krummstab: und sah's überall, daß der Napoleon aus dem letzten 
— — 
4. 
Sylvester war's und Abend war's und im Jahr 
des Heils 1813 war's. Der von den Linksrhei— 
nischen, den Hunsrückern, so viel gefürchtete und 
ersehnte Tag war zu Ende und die Lichter brann— 
ten schon in den Häusern des kleinen Landstädt— 
chens, das in ungefähr gleicher Entfernung von 
Rhein und Mosel in einer fruchtbaren und ge⸗ 
segneten Niederung des Hochlandes liegt. Es 
herrschte lauter Jubel in den Straßen und die 
Menschen wogten auf und nieder und riefen's ein— 
ander frohlockend zu: Die Franzosen sind fort! 
gleich, als wenn's nicht Jeder selbst gesehen und 
gewußt hätte. Ja, sie waren fort auf Nimmer 
wiederkehren, und 's war glücklich abgelaufen. Von 
Koblenz aus waren sie in hellen Haufen am Mit— 
tag angerückt und hatten sich in den Wiesen vor 
der Stadt gelagert, und manches Herz hatte in 
dem Städtchen bange geklopft, da man nicht ohne 
Grund noch Plünderung und Brand fürchtete. 
Aber 's war ihnen nicht mehr darum. Sie häatten
	        

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