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Aussendeutschtum

Bibliografische Daten

fullscreen: Aussendeutschtum

Strukturtyp:
Monografie
Sammlung:
Deutsche Bevölkerungsgruppen im Ausland
Titel:
Aussendeutschtum
Publikationsort:
Berlin
Veröffentlichungsjahr:
1922
Verlag:
Selbstverlag
Größe der Vorlage:
Seite 73 - 84

Physikalischer Standort:
Verbundzentrale des GBV (VZG), Göttingen
Signatur:
AD a 46
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=1355653169

Kapitel

Strukturtyp:
Kapitel
Titel:
Deutschösterreich

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Aussendeutschtum
  • Titelseite
  • Außendeutschtum
  • Die heutige Lage des baltischen Deutschtums
  • Das Deutschtum in Litauen
  • Memelland
  • Danzig
  • Vom Deutschtum in Polen
  • Die oberschlesische Frage
  • Das Deutschtum in der Tschecho-Slowakei
  • Deutschösterreich
  • Deutschsüdtirol
  • Die Lage des Deutschtums in Siebenbürgen
  • Die heutige elsaß-lothringische Frage
  • Die Vergewaltigung des Deutschtums in Eupen-Malmedy
  • Die Lage der Deutschen im jetzt dänisch gewordenen Schleswig
  • Aus Schrifttum und Kulturleben

Volltext

20 - 
.. * 
Deutschösterreich.*) 
Am 21. -Oktober 1918, na< dem Zusammenbruch des wonnene westungarishe Franzenland, =- alle brauchen 
alten Kaiserreichs, hatte sich das gesamte deutschsprachige Ge- Wien nicht unbedingt, und so führt die alte Kaiserstadt em 
biet des ehemaligen Oesterreih als „Republik Deuts<hö)ter- unorganisches Leben nur als Börsen- und Handelsplaß, ohne 
reich“ selbständig erflärt, und aus dem einmütigen Willen der wirtschaftliches Hinterland, nicht verwurzelt im Boden des Landes, 
deutschen Beoölkerung heraus erklärte sich diese Republik am und ist demzufolge in der österreichischen Berfassung auch als 
12. November 1918 als Teil des Deutshen Reihs. Aber eigenes „Bundesland“ angeführt. 
unsere Feinde wollten es anders: die österreichische Friedensdelegation Die Unnatürlichkeit des neuen Staatsgebvildes zetgt - sich 
wurde beim Abschluß des Bertrages von St. Germain überhaupt niht mit erschütternder Deutlichkeit in der Zerrüttung seiner Fi- 
angehört; 3?/, Millionen Sudeten-Deuts<e in Böhmen, Mähren, nanzen. Oesterreich ist in einem jede Lebensfähigiett zer- 
Schlesien und Niederösterreich, mehrere hunderttausend Deutsch-Süd- störenden Maße auf Einfuhr angewiesen; es kann sic) aus 
tiroler und Gteiermärfer wurden von Deutschösterreich losgerissen, eigenen Kräften nur zwei bis drei Monate ernähren. Die 
Kärnten wurde zu einer Bolksabstimmung gezwungen, dagegen West- an sic) dur<aus möglihe Steigerung der Produktion der 
ungarn Oesterreich zugesprochen und damit neue Konfliktmöglichkeiten Landwirtschaft (die meliorationsfähigen Flächen werden au) 
in den neuen Staat hineingetragen. Diesem aber wurde--bezeihnend 850 000 Hektar geschäßt) erfordert Kapitalien, die Oeiterreich 
für das „Gelbstbestimmungsrecht“! -- der Anschluß an das nicht aufbringen kann, und auc<h die Entente hat erfannt, 
Deutsche Reich verboten. Dies Berbot kann nur durHh daß wirtj<aftliche Mittel allein nimt ausreichen, um 
einstimmigen Beschluß des „Bölkerbundes“ aufgehoben werden. die Vessivimt De HiferreiMiimen. Hints, mund 
'So kam der neue österreichisc<e Staa t zustande QAUszugleißen. Dieser Erkenntnis folgend, versu ie immer 
(die Bezeichnung Deuts<österreich mußte auf Befehl der wieder, das, was Wilson politisch zerschlagen hat, wurtschaft- 
Entente unterbleiben): ein Gebiet von 82.000 Quadrattilometern mit li) wieder zusammenzuleimen. Allerdings sind Diese Be- 
61% Millionen Emwohnern, von denen mehr als die Hälfte mühungen, die sich zu dem Plan der „Donauföderation! ver: 
(3% Millionen) in Niederösterreih und Wien wohnen. dichtet haben, von vornherein zur Erfolglosigkeit verurteilt, 
. . solange diese nicht mit, sondern gegen Deuts<land 
An der Spiße dieses Staates der Wasserkopf Wren geschaffen werden soll. 
mit behördlichen und Verwaltungseinrichtungen, die, auf ein Nicht nur kulturelle und geistige Bindung, auch wirt- 
95-Millionenreich zugeschnitten, jeht wie eim zu weiter Mantel schaftliche Entwiälung weist Deut) < österreich (iroß Entente- 
um die abgezehrten Glieder eines Bettlers sc<lottern; ihm wyerbot!) auf Eingliederung in das reichsdeuts<e Wirtschafts- 
unterstellt agrarische, stark selbständig gerichtete Länder: wund Verwaltungsgebiet hin, und seit der ersterwähnten An- 
Tirol, das nach Abreißung Südtirols sih mit Salzburg s<lußerklärung ist der „Wille zum Reich“ zu wiederholten 
fast naturnotwendig an Bayern anlehnt, Ober- und N1e- YMalen laut geworden, so 3. B. bei der Voltsabstimmung in 
derösterreich mit bäuerlih kräftiger Bevölkerung, Tirol, in der 98% der Bevölkerung sich für den Anschluß 
Steiermark und Kärnten, sehr selbstbewußt und er- erklärten. Sol< Wille wird die Tore sprengen, die feimnd- 
füllt von der Inbrunst des Grenzmärkertums, das neuge- liche Gewalt verschließt, und Hostiammen Genuine zn 
MET . 2 . wie ein starker Schmied im Feuer der Leidenscha eißer 
*) Das Tatsachenmaterial eninehmen wir mit freundlicher Genehmigung .“ ..: : 0 .. 
des Verfassers dem Aufsaße „Deutschösterreich“ v uE 2 3 glühen und fester schmieden, bis der Tag kommt, da es für 
ves Berfässe SEO Brin von DD: GE in Ze Deutschösterreim heißen wird : „Hemwmn ins Reich !'* H. Br. 
Deutschfüdtirol. 
„Italia fino al Brennero“ war eines der italienischen einzuleiten, um der Welt zu zeigen, wem heute Deutschsüdtiro] 
Kriegsziele, und einzig und allein dem nationalen Willen der gehört. Das entrechtete Deuts<tum mußte sich fügen, sonst 
Irredenta dankt Italien, daß es seine nördlichste Grenze am bekam es den Fascistenknüppel zu fühlen. - | 
deutschen Brenner besitzt. Dort wurde am 13. Oktober 1921 Und wer weiß, wie es heute der Bevölkerung Deutsch- 
in Gegenwart des italienischen Königs ein Grenzstein ent- südtirols wirtschaftlich ergeht? Der Sclußsaß der der Ge- 
hüllt, der folgende lateinische Inschrift trägt: „ltaliae et nueser Konferenz durc< die deuts<en Südtiroler überreichten 
Austriae terminus Sanct Germanense foedere consecratus. Dentschrift lautet: „Go ist Südtirol, das früher in allen 
10. IX. 1919*, „Italia. Hucusque audita et vox tua Roma ZSweigen seiner Wirtschaft in ansehnlicher Blüte stand, dessen 
parens.“ „Austria. Fontes Sejungo, consocio popu'os“ (in Bevölkerung sich eines gewissen Wohlstandes erfreute, msolge 
freier Uebersezung: „Grenze zwischen Italien und Oesterreich, der Annexion (lies: Raub) wirtschaftlich ins Herz getroffen, 
dur< den Vertrag von St. Germain geheiligt". „Italien. ohne daß es Aussicht hätte, sic aus eigener Kraft von diesem 
Bis hierher hört man deine Stimme, Mutter Rom.“ „Oester- j<weren Sc<lage zu erholen.“ Das jagt do< genug. 
reim. I< trenne die 'Gewässer und verbinde die Bölker“.) Die deuts<e Jugend Deutschsüdtirols wird eben zum 
Der Krieg, den die Italiener als „Sieger“ beendeten, ist aus. italienischen Heeresdienst gepreßt; sie muß die verhaßte Unt- 
Die Irredentisten ste>ten sich bereits ein neues Ziel: „ltalia form, gegen die sie fast vier Jahre einen unvergleichlichen 
fino al Gottardo“, und nach all dem, was wir erlebt haben, HSeldenkampf an der Seite Deutschlands, mit dem nicht nur 
wird Italien vielleiht auch einmal dieses „Ziel erreichen. Tirol, sondern ganz Deutschösterreih auf Gedeih und Ber- 
Deutschsüdtirol ist uralter deuts<er Spra<h- und Sied- derb verbündet war, führte, anziehen, und bald wird vielleicht 
jungsboden und muß bis Salurn, an der Grenze Deutsch- die Zeit kommen, wo gutes, treues, deutsches Tirolerblut 
und Welschsüdtirols gelegen, für Großdeutschland beanjpruht für welschen Imperialismus irgendwo in Afrika, Asien oder 
werden. am Balkan wird versprißt werden müssen. . 
Ueber die „weise Politik Italiens“ in dem von ihm Und mit aller Entschiedenheit muß der Auffassung des 
dur< Treubruch im Jahre 1915 und durch magyarischen und ehemaligen deutschen Gejandten in Rom, Herrn Behrenberg- 
slawischen Verrat im Jahre 1918 an der k. 11. k. Südwestfront Goßler: „Die Deutschfüdtiroler seien Italiener mit deutscher 
„eroberten“ Deutschsüdtirol könnte man Bände schreiben, Umgangssprache“ entgegengetreten werden. Diesen Aus|pruch 
hier fehlt der Raum, um sich näher darüber auszulassen. Nur wird Deutsc<hsüdtirol Herrn Behrenberg-Goßler me vergessen. 
einige Beispiele aus der Fülle der Ungerechtigkeiten und Die Deutschsüdtiroler waren, sind und bleiben für alle Ewng- 
Verwaltungssünden Sr. Exzellenz Credaro, des Gouverneurs leit deuts< und nur die Macht der italienishen Bajonette 
von Südtirol, der heutigen italienishen Provinz „Venezia verhindert die Aufstellung eines Steines mit der Inschrift: 
tridentina“, die kaum Eingang in die in- und ausländishe „Dies Land bleibt deuts<!“ | 
Presse gefunden haben dürften, seien hier angeführt: Nicht als Feinde der Italiener im Sinne französischer Un- 
Der gemeine, von Fascisten im April 1921 in dem deut- duldsamkeit darf man die Deutschsüdtiroler betrachten. Die 
jen Bozen an dem deuts<hen Lehrer Franz Innerkofler ver- Zeitereignisse erheischen eme andere Einstellung und Politik. 
übte Mord ist, troß der „so weisen und gerechten italien- Wird die Grenze vom Brenner nac<h Salurn verlegi und wird 
schen Berwoltung“ in Deutschsüdtirol, bis heute noch ungesühnt. dieses selbstverständli<h tirolisc<, dann wird der Same zum 
- Seine Exzellenz Credaro duldet, daß im Sinne des Ge-, Dauerfrieden zwischen dem deutshen und italienishen Volke 
s<hichtsfälschers Ettore Tolomei altehrwürdige deuts<e Berg-, gelegt. Diese beiden Völker gehören zusammen, aber Deutsch- 
Fluß-, Orts- und Talnamen verwelscht werden, deutsche Na- südtirol darf diesen Dauerfrieden und dieser Dauerfreund- 
men, die seit urdenklichen Zeiten geläufig sind. Wer im Reihe is<aft nicht im Wege liegen. Gleiches Empfinden müßten alle 
weiß, wo San Candido, Vipineito und Fortezza in Deutsch- Deutschen, gleichgültig welcher Staaiszugehörigkeit sie sind, besitzen. 
jüdtirol liegen? Und jeder von uns kennt dom Brune, Und wenn auch am Brenner formell italienisches Land 
Sterzing und Franzensfeste. Wer im Reiche weiß, daß im begmnt, so hofft man heute in Deutschsüdtrol wie einst 
Einverständnis Credaros die Kinder urdeutscher Bauern unter zu Hofers Zeiten auf die Stunde der deutshen Besreiung. 
Hintansezung aller Menshen- und Staatsbürgerrehte von „Wir reichen“, so s<wur Deutschsüdtirol, „Deuti<- 
„Amts- und Fascisten wegen“ in welsche Schulen gepreßt land beide Hände mit dem festen Willen, für 
Werden? | die Stunde der deutschen Befreiung unabläs- 
Italienischer Chauvinismus verfiel auf den Einfall, in sig zu arbeiten.“ Reichsdeutsc<hland, vernimm diejen 
Deutschsüdtirol eine Sammlung zur Anschaffung einer Rie- Schwur und hilf mit, daß der Traum unserer Bäter wahr 
jentrikolore, die heute auf der Stammburg Tirols weht, werde: „Ein Volk, ein Reich!“ V1iwa.
	        

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NF Band 16.1968, Heft1-2. Radebeul ; Berlin : Neumann, 1968.
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