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Bote aus dem Bieletal (1968)

Bibliografische Daten

fullscreen: Bote aus dem Bieletal (1968)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Band, Heft, Nummer:
1968
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
M 101
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091_1968

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
Juli 1968
Band, Heft, Nummer:
7

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Bote aus dem Bieletal
  • Bote aus dem Bieletal (1968)
  • Januar 1968 (1)
  • Februar 1968 (2)
  • März 1968 (3)
  • April 1968 (4)
  • Mai 1968 (5)
  • Juni 1968 (6)
  • Juli 1968 (7)
  • August 1968 (8)
  • September 1968 (9)
  • Oktober 1968 (10)
  • November 1968 (11)
  • Dezember 1968 (12)

Volltext

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Bote aus dem Bieletal 
(Ziegenhalfer Stadtblatt in der $remde) 
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Folge 7/Juli 1968 
Nach 22 Jahren in der alten Heimat 
Sonnabends, in aller Frühe, fuhren wir 
ab und waren um 5 Uhr an der Grenze 
in Görlitz. Die Abfertigung ging schnell 
vor sich und weiter ging es durch Schle- 
sien. Vom Riesengebirge konnten wir lei- 
der nicht viel sehen, da der Nebel die 
Berge verhüllte. Wir fuhren über Lau- 
ban, Hirschberg, Waldenburg, Ottma- 
chau, Neiße und waren um 10 Uhr in 
Ziegenhals. Der Holzberg grüßte uns, 
aber die Bischofskoppe hatte sich ver- 
nüllt. An der Hindenburgstraße wurde in 
der Möbelfabrik, die jetzt staatlicher Be- 
rrieb ist, und in Grondeis Fabrik, gebaut. 
Gleich wurde eine Stadtrundfahrt ge- 
macht; dann ging es zum Wald, die 
Bergstraße hinauf bis zum 2. Waldteich; 
dann nach Waldhof und anschließend 
Zuckmanteler Straße bis Schönwalde und 
über Dürrkunzendorf zurück nach Ziegen- 
hals, Im „Goldenen Kreuz” mieteten wir 
uns ein Zimmer und bekamen das Eck- 
zimmer mit Balkon. Das Auto konnten 
wir im Hof abstellen. 
Am späten Nachmittag kam die Sonne 
raus und wir besuchten den Friedhof. 
Hier zeigte sich kein schönes Bild. Bei 
den alten Grüften waren die Steine um- 
geworfen, so daß man nichts lesen kann. 
Bei den Denkmälern, die wahrscheinlich 
fest standen, hat man mit Hammer und 
Meißel die Schrift abgeschlagen. Auch 
die Grabplatte vom Geistlichen Rat Ditt- 
rich hat man unleserlich gemacht. Bei 
mehreren Grüften waren die Deckel an- 
gehoben; wahrscheinlich hat man nach 
chätzen gesucht. Eine alte Gruft war 
halb auf; da sah man das Skelett eines 
großen Menschen liegen. Das war kein 
schöner Anblick. Auf dem neuen Teil sind 
die Denkmäler nicht mehr da. 
Dann gingen wir zurück zum Hotel 
„Polonia”, wie es heute heißt. Es war 
auch Zeit, denn es kam ein Gewitter mit 
Hagelkörnern. Um 19 Uhr lagen wir tod- 
müde in der Falle. Als wir Sonntagfrüh 
erwachten, war schönes Wetter. Die Kir- 
chenglocken riefen zum Gottesdienst. 
Um 7 Uhr saßen wir in unserer schönen 
Kirche, ganz vorn, in den kurzen Bän- 
ken. Anschließend frühstückten wir und 
machten dann einen Spaziergang nach 
dem Waldbad. Dies ist mit einem Draht- 
zaun umgeben. Die Wege zum Bad 
werden jetzt mit Betonplatten belegt. 
Von der Sedanwiese sieht man nichts 
mehr; die Bäume und Sträucher reichen 
bis an den Stationswea. Auf der ehe- 
naligen Rodelbahn wanderten wir zur 
dolzbergbaude. Das Haus, vom Herrn 
Salle in den 20iger Jahren gebaut, steht 
1och, aber der schöne Saal ist verschwun- 
den. An seine Stelle haben die Polen 
ainen halbrunden Vorbau gemacht, in 
dem sich jetzt das Lokal befindet. Auf 
dem Dach ist eine Terrasse mit Liegestüh- 
‚en und Sonnenschirmen. Die 2 Frauen, 
lie alles bewirtschaften, sind Oberschle- 
jjerinnen. Wir bekannten uns auch gleich 
als Ziegenhalser und so gab es eine rege 
Jnterhaltung, da wir zu früher Morgen- 
;tunde die einzigen Gäste waren. In Be- 
Jleitung der Kellnerin konnten wir das 
aus besichtigen mit seinen ca. 15 Frem- 
lenzimmern, die schön eingerichtet wa- 
‚en. Vom Mittelgang kann man gleich 
auf den Turm gehen. Der Turm ist etwas 
arhöht worden und hat oben einen pri- 
nitiven Rundgang (Betonring mit Eisen- 
Jitter); da waren auch 2 Liegestühle und 
sinige Hocker. Leider sind die Bäume 
ichon so hoch, daß man nur noch den 
dauptbahnhof sieht. Auch in das Sude- 
renland ist keine Aussicht. Das Wasser 
wird jetzt auf die Höhe gepumpt. 
Nun suchten wir die Annakapelle. Da 
der Weg nicht mehr zu sehen war, gin: 
gen wir quer durch den Wald und fan- 
den das Kirchlein mitten im finsteren 
Nald; außen noch gut erhalten, doch die 
Tür war verschlossen. Dann gingen wir 
wieder abwärts, Richtung „Schlickerhäu- 
;el”, das immer noch, wie vor 3 Jahren, 
n Renovierung ist, Um den Teich hat man 
ain eisernes Geländer aus Rohren ge- 
nacht, Kähne sind keine mehr da; mit 
dem Gondeln ist es aus. 
Nun wanderten wir ins Walddörfel 
Waldhof), Die Langer - Bäcker - Häuser 
deten ein trauriges Bild. Der Laden ist 
Nohnung geworden, Der schöne Dam»of- 
dackofen zerstört; da wachsen schon 
Sträucher drauf. In der Durchfahrt sind 
jber die Hälfte der Pflastersteine her- 
ıusgerissen; oben an der Decke alles 
ichwarz von großen Spinnweben. Die 
ınderen Häuser der Waldhofstraße sind 
jut erhalten. Der Hedwigshof ist so 
’enoviert, daß man ihn für einen Neubau 
1alten könnte. Dort ist wohl ‚eine Sport- 
ichule untergebracht. Dann gingen wir 
die Feldstraße lang auf den roten Berg 
ınd schauten von der Höhe durch das 
;ernglas nochmals auf unser Heimatstädt- 
z:hen. An der Feldstraße sind hinter den 
Betriebshäusern 2 neue Häuser gebaut 
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Jahrgang ‚15 
Seitlich von der Kragenschule entsteht 
sin großer Bau. Das Haus, wo wir ge- 
wohnt hatten, sieht schlimm aus. Das 
laustor ist weg. Trotz der schiefen Ge- 
sichter der Polen habe ich mich auch im 
dofe umgesehen, .Die Waschküche ist 
zusammengefallen; alles in allem ein 
Bild der Unordnung. Aus unserem schö- 
ren Krieger-Ehrenmal an der Promena- 
denstraße hat man ein polnisches Denk- 
mal gemacht. Beim Juppebad wird viel 
‚erändert. Germanenbad, Anker, Deut- 
iches Haus und Sonne sind keine Gast- 
;tätten mehr. Das Schützenhaus ist voll- 
ständig ‚verschwunden; da kann man 
dis zum Benedixberg sehen. Der Eingang 
zum Bergkeller-Hotel in der Durchfahrt 
st zugemauert. Das Kino ist geblieben. 
3eim Deutschen Hause sind der hintere 
Teil mit der Kutscherstube, sowie das 
"or und die Hofgebäude weggerissen 
ind ein freier Platz entstanden. Am An- 
‘ang Neustädter Straße ist ein Haus von 
Statzels und das alte Haus von Meiß- 
ner verschwunden, Schneiders Schlosse- 
rei am Hirtenplatz und Langers Bäckerei 
neben der Post sind abgerissen. Von der 
Zuckmanteler Straße, wo Kronasts Hof 
stand, führt jetzt eine breite Straße durch 
das neue Stadtviertel! bis zur Unseld- 
straße. 
Nachmittags fuhren wir ins Nachbar- 
dorf zu einem Bekannten, der noch in 
der Heimat verblieben ist;. da ‘gab es 
ıun so viel zu erzählen, daß man uns 
aicht fortlassen wollte. 
Am nächsten Morgen besuchten wir im 
Walde noch einmal altvertraute Plätz- 
chen, die so manche schöne Erinnerung 
wachriefen. Um 10 Uhr nahmen wir Ab- 
schied von unserem lieben Heimatstädt- 
chen und fuhren über Neustadt, Neiße, 
Grottkau nach Breslau. Dort machten 
wir zwei Stunden Pause und dann ging 
es weiter und bei Görlitz wieder über 
die Grenze. 
Goslar ist eine Reise wert 
Die große Not und das traurige Elend 
‚or über 20 Jahren ist nun durchgestan- 
den. Die Zeit des erwünschten Auf- 
;chwunges und der großen Konjunktur 
st hereingebrochen, wo jeder von uns 
jeinen Teil dazu beigetragen hat und 
auch den Nutzen davon ziehen will. 
Vergessen ist, was einmal war — und das 
auch mit Recht! Die Gegenwart zu ge- 
ıueßen, in aller Form des Daseins. ist 
die heutige Devise.
	        

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