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Bote aus dem Bieletal (1968)

Bibliografische Daten

fullscreen: Bote aus dem Bieletal (1968)

Strukturtyp:
Zeitschrift
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091
Strukturtyp:
Zeitschriftenband
Sammlung:
Oberschlesische Heimatblätter ab 1949
Titel:
Bote aus dem Bieletal
Untertitel:
Ziegenhalser Stadtblatt in d. Fremde
Band, Heft, Nummer:
1968
Publikationsort:
Gaggenau
Veröffentlichungsjahr:
1954
Verlag:
Torzewski

Physikalischer Standort:
Bibliothek der Stiftung Haus Oberschlesien, Ratingen
Signatur:
M 101
Persistente Url:
https://www.digishelf.de/piresolver?id=012125091_1968

Zeitschriftenheft

Strukturtyp:
Zeitschriftenheft
Titel:
März 1968
Band, Heft, Nummer:
3

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

  • Bote aus dem Bieletal
  • Bote aus dem Bieletal (1968)
  • Januar 1968 (1)
  • Februar 1968 (2)
  • März 1968 (3)
  • April 1968 (4)
  • Mai 1968 (5)
  • Juni 1968 (6)
  • Juli 1968 (7)
  • August 1968 (8)
  • September 1968 (9)
  • Oktober 1968 (10)
  • November 1968 (11)
  • Dezember 1968 (12)

Volltext

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Bote aus dem Bieletal 
(Siegenhalfer Stabrblatt in der $rembde) 
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Folge 3/März 1968 
Fahrt in das heutige Bresiau 
Das Gestern ist ausgelöscht — Trümmerflächen und Grünanlagen 
zines können sie jedoch nicht ändern: 
Die aus Ostgalizien vom Lande stam- 
nende Bevölkerung, die keinerlei Be- 
ziehung zu Breslau hat. In den schönen 
/orkriegsvillen, die früher Rechtsanwäl- 
ten, Ärzten und Direktoren gehört ha- 
sen, lebt heute Stadt und Land bunt 
durcheinander. Von dern Neubürgern sind 
40 Prozent vom Lande gekommen, nur 
20 Prozent aus Großstädten. 
Nach Stichen aus dem 18. und 19. Jahr- 
‚undert wurden die alten Patrizierhäuser 
ım Ring, am früheren Biücherplatz, re- 
‚tauriert. Vertraute Giebel grüßen am 
jalzmarkt, Wohnblocks entstehen am 
jonnenplatz, Wohnungen wurden und 
werden in der -Gartenstraße, der Tau- 
antzien-, Michaelis- und der Schweid- 
ıtzer Straße errichtet. Der Wiederauf- 
»au in der Altstadt soll im nächsten Jahr 
»eendet sein. Das Kaufhaus Wertheim 
n der Schweidnitzer Straße ist heute die 
zentrale Einkaufsstätte für die neuen Be- 
vohner der Stadt. Das jetzt staatliche 
Narenhaus ist allerdings nur im 1. Stock 
»elegt. 
Jniversität als Anziehungspunkt 
Die Universität, unter dem Habsburger 
Caiser Leopold I. erbaut, ist mehrmals 
encviert worden. Sie ist. heute. Anzie- 
ıungspunkt vieler Touristen aus den Ost- 
»lockstaaten. Übrigens ist der berühmte 
°echterbrunnen von Lederer stehenge- 
lieben. Die Straßenbahn rollt noch im- 
ner an ihm vorbei, wenn sie aus der 
durchfahrt unter der Universität kommt 
ınd zum Ring fährt. Das frühere Mat- 
hias-Gymnasium am Oder-Ufer ist von 
jen Polen in ein Universitätsinstitut um- 
zewandelt worden. 
16 000 Studenten, meist aus Nieder- 
chlesien, sind heute an den acht Bres- 
auer Hochschulen eingeschrieben. Auf 
veitere Sicht rechnet man mit 30 000. 
Veben einigen Seminargebäuden erhebt 
ich am Grunwaldplatz, wie die Polen 
las Flugfeld nennen, zunächst ein acht- 
;töckiges Hochhaus mit Wohnungen für 
>rofessoren. Eine eigene Studentenstadt 
st im Entstehen. Wie überall in der Welt 
aut man flach, mit viel Glas und Farbe. 
die Neubauwohnungen sind klein und 
äinfach ausgestattet. Die Wohnungsnot 
wird noch jahrelang die Hauptsorge für 
3resiau bleiben. Mehr als sieben 
vadratmeter Wohnraum darf niemand 
>eanspruchen. Vielfach wohnen 2 — 3 
Zhepaare in einer einzigen Wahnuna. 
„Wroclaw” — ertönt die Stimme des 
5chaffners, und ich steige aus dem Zug 
aus. Fremdartige Laute, nicht nur polni- 
sche, höre ich auf dem Bahnsteig und im 
Wartesaal. Der Hauptbahnhof empfängt 
mich wie früher. Es ist hier vieles unver- 
ändert geblieben: die Wartesäle, der 
Bliumenstand und der Zeitungskiosk. Neu 
ist ein Zeitkino am Westausgang, das 
Kurzfiime und Wochenschauen zeigt. 
Auch der Bahnhofsvorplatz macht einen 
durchaus sauberen Eindruck. Vieles 
kommt mir vor, als sei hier nichts ver- 
ändert. Aber schon im Wartesaal sehe 
ich die neue Atmosphäre: Auf dem Fuß- 
boden sitzende polnische Neubürger, die 
ihr Brot verzehren. 
Breslau ist heute eine Stadt, in der das 
Gestern so ziemlich ausgelöscht ist und 
das Morgen noch nicht sichtbar ist, im- 
mer noch zersiebt von unzähligen Ge- 
schossen, entstelit durch die vielen lee- 
ren Flächen, gezeichnet von verwahr- 
losten Mietskasernen, aber voll pulsie- 
renden Lebens im Stadtzentrum. Trotz 
Jeringen Verkehrs und bescheidener 
Auslagen ist das Bild verhältnismäßig 
großstädtisch. Die breiten. Straßen, das 
nelle Neonlicht und viele große neue 
Narenhäuser.. mögen. dazu beit ragen, 
aber schon auf der Fahrt in Richtung Sü- 
den wird es plötzlich einsam. Nur ver- 
ainzelt Autos. Eine altersschwache 
Straßenbahn rasselt zum Hindenburg- 
dalatz. Es ist hier etwas unheimlich. In der 
ıedergebrannten Südstadt tut sich noch 
sicht allzuviel. Erst südlich und südwest- 
ich des Hindenburgplatzes stehen neue 
Häuser. 
Breslaus Südstadt — noch vor wenigen 
Jahren ein ödes Ruinenfeld — soll der 
modernste Stadtteil der schlesischen Me- 
tropole werden. Die polnischen Planer 
wollen die Südstadt in vier sogenannte 
Mikrostädte aufteilen, mit jeweils eige- 
nen Läden, Schulen, Kulturgebäuden und 
Werkstätten. Gleichzeitig soll das bishe- 
‚ige Zentrum vom Ring nach dort ver- 
legt werden. Das ganze Projekt soll fünf 
Milliarden Zloty kosten. 
Es ist vieles anders, als ich es mir vor- 
gestellt habe... Breslau lebt, die Stadt 
entwickelt sich, wenn auch nur sehr lang- 
sam. Es sind aber noch immer viele 
Trümmerflächen zu sehen. Die Polen ha- 
ben jedoch — das muß man zugeben — 
vieles schon aufgebaut. Sie sind auch 
bemüht, die Wohnungsnot zu beheben. 
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Jahrgang 15 
UNSER WEG... 
Ich bin einen Weg gegangen 
und finde nicht zurück: 
as war ein Weg des Zwanges, 
er nahm der Heimat Glück. 
ich bin den Weg gegangen, 
mit mir ein großes Heer 
ın Ungewisse Fernen, 
der Herz verkrampft und leer. 
Ich bin den Weg gegangen, 
der wohl mein letzter ist: 
nein Denken geht ihn immer 
bis zu der letzten Frist! 
Doch einstens wird er führen 
die Enkel heimatwärts: 
die Glocken werden klingen, 
die Herzen und das Erz! 
Dann schreiten alle Toten 
unsichtbar mit zur Seit’: 
der Kreuzweg wird zum Segen, 
wenn einmal reif die Zeit! 
Paul Hänsler + 
En 
SS 
BAR 
Noch tausend „alte” Breslauer 
Um das winzige Häuflein der altein- 
Jjesessenen Bresiauer — es dürften noch 
3twa 1000 sein — beginnt sich ein 
‚Wroclaw” zu entfalten, das wie früher 
;chwäne in den Stadtgraben setzt, die 
jber Karpfen und Goldfischen segeln. 
Xleinburg im Süden, der einst beliebte 
3resiauer Ausflugsort, ist noch zerstört. 
zim Wiederaufbau ist aber demnächst 
zeplant. An vielen freien Plätzen ent- 
itanden neue Blumenbeete und wir- 
zungsvolle Wasserfontänen. Die Woh- 
ıungsnot wird -— so hoffen die neuen 
3reslauer — in den nächsten Jahren bes- 
ser werden. 
Sie haben eine Oper, ein philharmoni- 
iches Orchester, drei Schauspielhäuser, 
das einzige Pantomimen-Theater des 
‚andes, große Filmateliers, das Kino in 
der Jahrhunderthalle mit 8000 Plätzen. 
3reslau hat eine Autobusfabrik, in der 
rüher „Tiger”-Panzer produziert worden 
ind, eine Eisenbahnwaggonfabrik, che- 
nische, metallurgische Werke, eine be- 
jeutende Textilfabrikation. Das alles ha- 
en die fast 500 000 Einwohner vor 
‚Wroclaw”, der Großteil von ihnen Um- 
;jedier aus Ostpolen. Aber sie haben 
:eine geschlossene Stadt. Es wird noch 
viele Jahre dauern, bis aus der Ansamm- 
ung von Häusern eine Stadt gewachsen 
ein wird. Werner Eismann
	        

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